Guatemala
Guatemalas Ex-Generalstaatsanwältin prangert korrupte Politik an

Guatemalas ehemalige Generalstaatsanwältin Thelma Aldana hat die korrupte Elite ihres Landes für ihren Ausschluss von der Präsidentschaftswahl am Sonntag verantwortlich gemacht.
Publiziert: 15.06.2019 um 13:12 Uhr

Es habe sich um eine Racheaktion ihrer Gegner gehandelt, die sie durch ihre Anti-Korruptions-Ermittlungen in Bedrängnis gebracht habe, sagte Aldana in einem Telefoninterview der Nachrichtenagentur AFP. Sie sei von ihnen als Hindernis für ihre illegalen Interessen angesehen worden.

«Ich war zu diesem Zeitpunkt die Einzige, die eine echte Chance hatte, mit der alten Politik zu konkurrieren. Ich war ein Ärgernis», sagte Aldana. Der Juristin, die in Umfragen auf dem zweiten Platz lag, war eine Kandidatur wegen angeblicher Unregelmässigkeiten während ihrer Zeit als Staatsanwältin verweigert worden.

Gemeinsam mit der Antikorruptionskommission CICIG der Uno, die Korruption und andere kriminelle Machenschaften aufdecken soll, hatte Aldana mehrere ehemalige Präsidenten, Minister und Wirtschaftsmogule hinter Gitter gebracht. Als sie Morddrohungen erhielt, floh die ehemalige Generalstaatsanwältin in die USA.

«Sie verspüren offensichtlich Rachegelüste wegen meiner Arbeit als Generalstaatsanwältin», sagte Aldana mit Blick auf ihre Gegner. Sie habe «mächtige kriminelle Strukturen auf allen Ebenen» bekämpft. Die guatemaltekische Justiz habe sich in den Dienst der «alten Politik» gestellt, um zu verhindern, dass sie bei der Wahl antritt.

In Guatemala wird am Sonntag ein Nachfolger für Präsident Jimmy Morales gewählt. Bandenkriminalität, Armut und die dadurch verursachte Auswanderung in die USA dominierten den Wahlkampf im bevölkerungsreichsten Land Mittelamerikas. Umfragen sehen die frühere Präsidentengattin und Mitte-Links-Kandidatin Sandra Torres mit 22,6 Prozent vorne. Der Rechtskonservative Alejandro Giammattei liegt derzeit mit rund elf Prozent und deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz.

Doch keiner der beiden wird voraussichtlich die nötigen 50 Prozent der Stimmen erreichen, um eine Stichwahl am 11. August zu vermeiden. Insgesamt können sich die acht Millionen Wähler zwischen 19 Kandidaten entscheiden. Der ehemalige TV-Komiker Morales, der 2015 zum Präsidenten gewählt worden war, darf nicht erneut kandidieren. Seine Beliebtheitswerte hatten zuletzt rapide abgenommen, ihm drohen Korruptionsermittlungen wegen zweifelhafter Wahlkampffinanzierung.

(SDA)

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