Der Wahlkampf in dem mittelamerikanischen Land war von den Themen Korruption, Kriminalität, Armut und Migration dominiert worden.
Insgesamt bewarben sich 19 Kandidaten um die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Jimmy Morales. Der ehemalige Fernseh-Komiker, der 2015 zum Präsidenten gewählt worden war, durfte nicht erneut kandidieren.
Die gut acht Millionen Stimmberechtigten waren am Sonntag zugleich aufgerufen, ihre Parlamentsabgeordneten und Bürgermeister zu wählen. Die Wahllokale sollten um 18.00 Uhr (Ortszeit, Montag 02.00 Uhr MESZ) schliessen.
Torres äusserte sich bei ihrer Stimmabgabe siegesgewiss. «Ich werde die erste Präsidentin sein», sagte die Kandidatin der Mitte-Links-Partei «Nationale Einheit der Hoffnung". Die 63-Jährige ist die Ex-Frau des früheren Präsidenten Álvaro Colom. Torres hatte in den letzten Umfragen deutlich in Führung gelegen.
Auf dem zweiten Platz folgte der rechtskonservative Kandidat Alejandro Giammattei. Doch keiner der beiden wird voraussichtlich die nötigen 50 Prozent der Stimmen erreichen, um eine Stichwahl am 11. August vermeiden zu können.
Torres versprach im Wahlkampf Gesundheits- und Bildungsreformen und die Schaffung von Arbeitsplätzen, um die Auswanderung in die USA zu stoppen.
Der 63-jährige Giammattei will im Kampf gegen die Bandenkriminalität die Todesstrafe wieder einführen. Zudem versprach er, die Armut zu bekämpfen, um die Migration zu stoppen, und die «widerliche» Korruption im Land zu beenden.
Eine weitere aussichtsreiche Kandidatin, die frühere Generalstaatsanwältin und Anti-Korruptions-Aktivistin Thelma Aldana, war von der Wahl ausgeschlossen worden. Ihr wurde die Kandidatur wegen angeblicher Unregelmässigkeiten während ihrer Zeit als Staatsanwältin verweigert.
Gemeinsam mit der Antikorruptionskommission CICIG der Uno, die Korruption und andere kriminelle Machenschaften aufdecken soll, hatte Aldana mehrere ehemalige Präsidenten, Minister und Wirtschaftsmogule hinter Gitter gebracht. Nachdem sie Morddrohungen erhalten hatte, floh die ehemalige Staatsanwältin in die USA.
Obwohl Guatemala die grösste Volkswirtschaft der sieben zentralamerikanischen Länder ist und dem Finanzministerium zufolge in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent rechnen kann, leben fast 60 Prozent der über 17 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze.
Armut gilt als Hauptflucht- und Emigrationsursache, und der Druck auf die Regierung, sie stärker zu bekämpfen, wächst. Nach offiziellen Zahlen leben 1,5 Millionen Guatemalteken in den USA, nur rund 400'000 von ihnen legal.
(SDA)