«Wir stehen vor einem Scherbenhaufen»
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Gemeinde verweigert Patent:Wirtepaar «charakterlich ungeeignet»

«Charakterlich ungeeignet» – Gemeinde Grub SG verweigert Wirtepaar das Patent
«Wir stehen vor einem Scherbenhaufen»

An diesem Wochenende hätte der Hirschen in Grub SG mit einer «Aatrinkete» eröffnet werden sollen. Rainer Kelterbaum (59) und Michaela Schranz (49) hatten alles organisiert. Doch ausgerechnet die Gemeindeverwaltung vermiest ihnen den Start.
Publiziert: 16.07.2020 um 23:20 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 07:24 Uhr
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Michaela Schranz (49) und Rainer Kelterbaum (59) vor ihrem Beizli Zum goldige Fässli in Rorschach. Bald müssen sie hier raus, doch der Umzug in den Hirschen in Grub misslang.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Im Beizli Zum goldige Fässli in Rorschach SG herrscht Trauerstimmung. «Wir wissen nicht mehr weiter und haben echte Existenzangst», sagt Michaela Schranz (49). «Wir haben hier die Zelte abgebrochen, jetzt haben wir nichts mehr», fügt die Wirtin an. «Wir stehen vor einem Scherbenhaufen», sagt ihr Partner Rainer Kelterbaum (59).

Wie das «St. Galler Tagblatt» berichtete, plante das Paar an diesem Wochenende den Hirschen in Grub SG zu übernehmen. Doch die Gemeinde erteilte ihnen die nötige Betriebsbewilligung nicht und zog die Notbremse. Jetzt steht das Paar vor dem Nichts.

In den letzten fünf Jahren wirtete Michaela Schranz in ihrer kleinen Beiz mitten in Rorschach. «Jetzt wollten wir mit dem Wechsel in ein grösseres Lokal durchstarten», erzählt sie. «Das Fässli ist zu klein, um genug Umsatz für zwei Personen zu machen. Darum wollten wir in den Hirschen nach Grub wechseln.»

Charakterliche Eignung nicht belegt

Doch: Am 3. Juli erfuhr das Wirtepaar, dass die Gemeinde den Segen dazu nicht gibt. BLICK liegt der Negativentscheid vor. Darin steht: «Die charakterliche Eignung des Gesuchstellers ist nicht belegt. Der Betreibungsregisterauszug weist zahlreiche Betreibungen und Verlustscheine aus.» Auch eine Vorstrafe des Gesuchstellers Rainer Kelterbaum wird erwähnt. Vor einem Jahr wurde er verurteilt, weil er am Steuer mit zu viel Promille unterwegs war. Ergebnis: Das Patent für den Hirschen wird nicht erteilt.

Der Gemeinderat nimmt zu der Absage keine Stellung. «Es ist ein laufendes Verfahren. Da dürfen wir nichts sagen», sagt Gemeindepräsident Roger Hochreutener (CVP). Nur: bis Ende Monat könne das Wirtepaar beim Kanton Rekurs einreichen.

Doppeltes Unglück für das Wirtepaar

Das Beizli in Rorschach kann das Wirtepaar jedenfalls nicht weiterbetreiben. «Der Besitzer hat uns gestern mitgeteilt, dass er die Liegenschaft verkauft hat. Wir müssen bis Ende August raus», sagt Michaela Schranz traurig. Das können die beiden Unglücksraben auch nicht anfechten. Schliesslich haben sie ja gekündigt, weil sie in den Hirschen umziehen wollten.

Immerhin: Sowohl das Wirtepaar als auch der Besitzer des Hirschen sind mit Hochdruck auf der Suche nach einer Zwischenlösung.


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