Am Sonntagabend ist in einem Mehrfamilienhaus in Zürich-Schwamendingen ein Streit in ausgeartet. Es passierte auf dem Balkon des ersten Stocks: Der Bewohner Erich L.* (65) schoss mit einer Faustfeuerwaffe den Abwart Philippe M.* (60) nieder – schwer verletzt blieb er auf dem Balkon liegen.
Nachbar Peter K.* hörte den Schuss. «Ich rannte aus der Wohnung. Philippe M. lag am Boden, gekrümmt. Aus seinem Rücken floss Blut, er wurde bleicher und bleicher. Neben ihm stand seine Frau und schrie um Hilfe», sagt K. zu BLICK. Schliesslich trafen die Einsatzkräfte ein, neun Polizeiautos und eine Ambulanzwagen. Philippe M. wurde sofort ins Spital gebracht.
«Ich flehte ihn an, meinem Mann nichts zu tun»
Ehefrau Marie M.* (56) hat die Tragödie miterlebt. Gegenüber BLICK erzählt sie: «Ich dachte nie, dass die Situation so eskalieren würde. Doch plötzlich zückte Erich L. eine Pistole. Ich flehte ihn an, meinem Mann nichts zu tun. Doch er schoss ihm kaltblütig in den Bauch.»
Das Ehepaar lebt seit vielen Jahren im Block an der Stettbachstrasse. Philippe M. arbeitet hauptberuflich als Kurier, nebenbei als Abwart. Mit Erich L. war die Familie offenbar nie auf friedlichem Fuss: «Er ist ein Psychopath, hat gedroht, dass er uns rausschmeissen lässt. Er hat meinen Mann gehasst, weil er bei den Bewohnern so beliebt war. Dafür hat er unsere ganze Familie gehasst. Wir hatten Angst um unsere beiden Kinder», so die Ehefrau.
«Ich habe keine Kraft mehr»
Philippe M. liegt zurzeit noch auf der Intensivstation. Für seine Frau Marie ist die Situation schwer zu ertragen. «Ich fühle mich so leer. Ich habe keine Kraft mehr», sagt sie.
Die Anwohner stehen derweil unter Schock. «Der Abwart ist eine gute Seele, auch seine Frau ist nett», sagt Nachbar Josef B.* (79). Der Wohnblock gehört zur Stiftung Alterswohnungen Probstei. Das Opfer teilt sich seit vielen Jahren mit seiner Frau das Amt des Awarts. «Er hat beispielsweise immer den Rasen gemäht», sagt Stiftungsrat-Präsidentin Angela Bühler zu BLICK.
Aus diesem Grund kenne auch jeder den Abwart. «Ich bin erschüttert, dass so etwas in dieser Nachbarschaft überhaupt passieren kann», so Bühler weiter. Es sei aber das erste Mal, dass ein Streit im Haus so eskaliere.
Schütze soll ehemaliger Fremdenlegionär sein
Am Sonntagabend liess sich der Schütze Erich L. widerstandslos festnehmen. «Nachdem er auf Philippe geschossen hatte, verschwand er in seiner Wohnung. Die Polizei umstellte das Haus. Endlich wurde dieser armselige Mensch aus dem Verkehr gezogen», sagt Nachbar Peter K. (70).
Im Haus ist der 65-Jährige unbeliebt. «Er ist ein komischer Typ, ein Spinner. Er war in der Fremdenlegion und hatte eine Waffe zuhause», so Nachbarin Johanna G. «Er ist ein unerträglicher Typ. Er belästigte uns Bewohner immer mit lauter Musik in der Nacht», sagt Anwohner Josef B. Das bestätigt auch Nachbar Peter K.: «Er machte von morgens bis abends Lärm, obwohl das eine Alterssiedlung ist. Er terrorisierte uns alle.»
Offenbar war es auch nicht das erste Mal gewesen, dass sich Erich L. und der Abwart stritten. Warum es diesmal eskalierte, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Ermittlungen liegen nun bei der Staatsanwaltschaft.
* Namen geändert
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