Grosse Schweizer Studie zeigt
Strassenlärm erhöht Herzinfarkt-Risiko

Forscher der Uni Basel haben herausgefunden: Wer stark von Verkehrslärm betroffen ist, hat ein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben oder an Diabetes zu erkranken.
Publiziert: 19.04.2017 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:20 Uhr
Die Rosengartenstrasse in Zürich ist die lauteste Strasse der Stadt. Wer an ihr wohnt, gefährdet seine Gesundheit.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Beschleunigende Autos, vorbeirasende Züge und Flugzeuge im Landeanflug: Wer Verkehrslärm ausgesetzt ist, hat ein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Uni Basel, über die die «Basellandschaftliche Zeitung» heute berichtet. Es handelt sich um eines der grössten Forschungsprojekte weltweit, die je zum Thema durchgeführt worden sind.

Ab 40 Dezibel steigt das Risiko

Die Forscher kommen zum Schluss: Bereits ab 40 Dezibel am Tag steigt das Herzinfarkt-Risiko. Besonders stark gefährdet sei, wer an einer vielbefahrenen Strasse wohnt. «Bei Menschen, die Strassenlärm besonders stark ausgesetzt sind, ist das Herzinfarkt-Risiko rund acht Prozent höher», sagt Studienleiter Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut.

Für den einzelnen Betroffenen sei das zwar ein wenig besorgniserregender Wert. «Doch damit verbunden sind hohe Kosten für das Gesundheitswesen», gibt Röösli zu bedenken.

Im Vergleich zum Strassenverkehr weniger gesundheitsgefährdend sind Zug- und Flugverkehr. «Interessant ist: Wer besonders stark von Fluglärm betroffen ist, hat fast kein erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben», sagt Röösli. Die Forscher nehmen an, dass dies damit zu tun hat, dass in solch stark betroffenen Gebieten wirksame Massnahmen wie Schallschutzmauern und das Nachtflugverbot getroffen wurden.

Nicht jeder Lärm ist gleich

Ebenfalls untersucht haben die Forscher, welche Lärmdichte am gesundheitsgefährdendsten ist. Sie stellten fest, dass relativ kontinuierlicher Verkehrslärm weniger schlimm ist als Lärm, der in regelmässigen, relativ kurzen Abständen auftritt. Treten die Lärmereignisse hingegen nur sehr selten auf, sinkt das Risiko wieder.

So richtig erklären kann sich Röösli dieses Resultat bislang nicht. «Es könnte sein, dass man sich an kontinuierlichen Lärm besser gewöhnen kann. Sind die Pausen zwischen den Lärmereignissen wiederum gross genug, kann sich der Körper dazwischen wohl ausreichend erholen», sagt der Forscher.

Auch das Diabetes-Risiko steigt

Verkehrslärm hat zudem nicht nur Auswirkungen auf das Herz, sondern erhöht auch das Diabetes-Risiko. Das zeigt eine zweite Studie der Basler Forscher, die ebenfalls erst kürzlich publiziert wurde.

Aus Sicht von Lärmforscher Röösli sollten die Resultate nachdenklich machen. Lärm habe ungefähr die gleichen Auswirkungen auf die Gesundheit wie Luftverschmutzung, sagt er. «Trotzdem hat man zur Lärmbekämpfung bislang viel weniger gemacht.»

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