Google spaltet Extra-Zeit auf
Stolpert das Internet über die Schaltsekunde?

Die Nacht auf morgen ist eine Sekunde länger als gewöhnliche Nächte. Die Hüter der Zeit fügen eine sogenannte Schaltsekunde ein.
Publiziert: 30.06.2015 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:38 Uhr

Während die allermeisten Menschen die Schaltsekunde in der Nacht auf morgen kaum merken werden, müssen bestimmte Unternehmen die zusätzlich eingefügte Zeit sehr exakt in ihren Systemen berücksichtigen.

Eingefügt wird die Schaltsekunde am 1. Juli nachts um 1 Uhr, 59 Minuten 59 Sekunden Schweizer Zeit, wie das Eidgenössische Institut für Metrologie (METAS) vergangene Woche mitteilte. 

Atomsekunde ist zu kurz

Warum ist das notwendig? Zeit ist nicht gleich Zeit. Ein Tag – also eine Erdumdrehung um die eigene Achse – hat laut Weltzeit 86'400 Atomsekunden. So ganz stimmt das aber nicht. Die Erde braucht ein ganz klein bisschen länger. Anders ausgedrückt: «Die Atomsekunde ist zu kurz», sagt Andreas Bauch vom Zeitlabor der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) im deutschen Braunschweig.

Der Grund: Die Atomsekunde beruht auf der Drehgeschwindigkeit der Erde von etwa 1820. Seitdem sei der Blaue Planet aber aus komplizierten Gründen ein ganz klein bisschen langsamer geworden, erklärt Bauch. Die Atomsekunde wurde aber nicht verlängert.

Die Folge: Die Weltzeit würde immer mehr von dem gewohnten Tag-Nacht-Rhythmus abweichen. Um das zu verhindern, wird alle paar Jahre ein Tag um eine Sekunde verlängert.

Besitzer von Funkuhren können die zusätzliche Sekunde am frühen Mittwochmorgen aber nicht sehen. «Nicht davor setzen, das lohnt sich nicht. Da wird man nur enttäuscht», warnt Bauch. Normale Funkuhren passen sich der neuen Uhrzeit erst in den Stunden nach der Mini-Zeitumstellung an. 

Kommt es zu Problemen bei Buchungssystemen?

Anders ist das bei bestimmten Konzernen, wie beispielsweise Telekommunikationsunternehmen, die ihre Angebote sekundengenau abrechnen müssen. Oder Betreiber von Hochspannungsnetzen, die im Mikrosekundenbereich arbeiten. Sie übernehmen die Schaltsekunde praktisch in Echtzeit.

Der Internet-Konzern Google verlangsamt im Vorfeld der Schaltsekunde eine Zeit lang seinen internen NTP-Server (Network Time Protocol), der den Google-Servern die aktuelle Zeit meldet. Dabei werden bei jedem Update einige Millisekunden hinzugefügt. Die Google-Server sind damit bereits mit der richtigen Zeit synchron, sobald die Schaltsekunde der offiziellen Zeitmessung hinzugefügt wird.

Die Systeme einiger Konzerne könnten mit der Schaltsekunde auch überfordert sein. Bei jener im Jahr 2012 wurden mehrere Websites lahmgelegt, das Buchungssystem der Fluggesellschaft Qantas fiel zeitweise aus. 

Diskussion um Abschaffung

Die Schaltsekunden sind deshalb umstritten – seit längerem wird ihre Abschaffung diskutiert. Nach Angaben des METAS wird das zuständige Gremium der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf voraussichtlich kommenden November über die Zukunft der Schaltsekunden entscheiden. (SDA/noo)

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