In Boswil AG brodelt es. Über Monate hinweg hetzte Gemeindeschreiber Daniel Wicki (47) auf Facebook gegen Asylsuchende, forderte die Ermordung von Vergewaltigern und beklagte sich über die Kosten die Sozialhilfebezüger verursachen würden. Nachdem BLICK sein Facebook-Protokoll offen legte, hagelt es Kritik gegen den Beamten.
SP-Nationalrat Cédric Wermuth (32) ist in Boswil AG aufgewachsen. Er ist entsetzt: «Das Verhalten des Gemeindeschreibers ist verheerend. Ich sehe das als persönliche Beleidigung. Boswil gerät durch ihn in Verruf», sagt Wermuth zu BLICK. Auch CVP-Präsident Gerhard Pfister (56) äussert sich auf Twitter zu Wicki.
Petition gegen den Gemeindeschreiber
Wicki solle sofort aus seinem Amt entlassen werden, fordert SP-Nationalrat Wermuth. Die SP Aargau stellt sich hinter die Forderung und verlangt zudem Konsequenzen gegen den Boswiler Gemeindeammann Michael Weber (61). Dieser hat die Hetzerei seines Mitarbeiters verteidigt. Gabriela Suter (46), Präsidentin der SP Aargau sagt zu BLICK: «Der Gemeindeammann beschönigt die Posts als private Äusserung. Das ist untragbar.»
Ob privat oder nicht – für die SP hat Wicki in seinem Amt nichts mehr zu suchen. «Die öffentliche Hand muss sich klar von solchem rechtsextremen Gedankengut distanzieren», sagt Nationalrat Wermuth. Der Nationalrat hat nun gemeinsam mit der SP Aargau eine Petition gegen Daniel Wicki gestartet. Innerhalb einer Stunde sind über 170 Unterschriften eingegangen.
Wie es mit dem Gemeindeschreiber weitergeht, entscheidet letztendlich der Gemeinderat. Dieser müsse nun zu dem Mitarbeiter Stellung nehmen, findet Wermuth. «Alles andere wäre eine Enttäuschung.»
Eine Entschuldigung – aber nur für einen Post
Am Tag nachdem BLICK darüber berichtet, sagt Wicki im Videointerview: «Mir ist es ein grosses Anliegen, dass ich mich für den einen Kommentar, wo ich Selbstjustiz und die Todesstrafe fordere, aufrichtig und wirklich in aller Form entschuldige. Den hätte ich so nie machen dürfen.»
Nach der Vergewaltigung einer Frau in Deutschland, unter anderem durch Asylbewerber, hatte Wicki gefordert: «An die Wand stellen und ihnen eine saubere 9-mm-Impfung verpassen!!!! Tut nicht weh, ist effizient und nachhaltig.» Ein Aufruf zur Todesstrafe, aus dem Munde eines Staatsbediensteten.
«Wir haben keine Probleme mit Flüchtlingen»
Doch warum hetzt ein Gemeindeschreiber gegen Menschen in Not? Wicki verteidigt sich: «Ich habe kein generelles Problem mit Flüchtlingen, ich habe nur ein Problem mit Wirtschaftsflüchtlingen, die hierhin kommen und die hohle Hand machen und unverschämte Forderungen stellen, das geht einfach nicht.»
Er stellt aber auch klar, dass er diese Personen nur vom Hörensagen her kennt und dass er damit nicht seine Gemeinde meine. «Wir haben keine Probleme mit den Flüchtlingen hier.» Woher seine Meinung kommt, beantwortet er mit: «Ich rede halt mit Kollegen, mit anderen Leuten, oder er lese Medien.»