Der Papst ist tot, der Stuhl Petri ist vakant. Der neue Papst wird im Konklave gewählt. Wahlberechtigt sind alle Kardinäle (Würdenträger mit rotem Käppchen) unter 80 Jahren – darunter sind zwei Schweizer:
Kardinal Kurt Koch (74): Der frühere Bischof von Basel ist seit 2010 im Vatikan und war zuerst für Papst Benedikt, später für Papst Franziskus für das Ökumene-Dossier und den Dialog mit dem Judentum zuständig. Beide Dossiers sind in den letzten Jahren politisch heikel geworden. Zur Ökumene gehört auch der Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche, die als Putins verlängerter Arm gilt. Und nach dem 7. Oktober 2023 ist der Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum nicht einfacher geworden, weil Papst Franziskus immer wieder die Politik der israelischen Regierung scharf kritisiert.
Kardinal Emil Paul Tscherrig (78): Der Walliser war Vatikan-Diplomat und lernte Jorge Bergoglio, den späteren Papst Franziskus, in Argentinien kennen, als dieser noch Erzbischof von Buenos Aires war. Als Bergoglio 2013 Papst wurde, rief er Tscherrig an und sagte, die argentinischen Bischöfe sollten nicht zu seiner Amtseinführung kommen, sondern das Geld für die Flugtickets lieber den Armen spenden. Franziskus und Tscherrig blieben in Kontakt, später machte Franziskus den Walliser zum wichtigsten Botschafter der Vatikan-Diplomatie, zum Nuntius von Italien.
Hinzu kommen viele weitere Purpurträger unter 80 Jahren, die den Papst wählen dürfen. Da Franziskus in den letzten Jahren viele Kardinäle ernannt hat, kennen sich noch nicht alle und dürften sich erst bei den vorbereitenden Versammlungen, den Generalkongregationen, austauschen.
Für das eigentliche Konklave gelten strenge Regeln. Während des Wahlvorgangs in der Sixtinischen Kapelle sind die Kardinäle von der Aussenwelt abgeschlossen. Jeder Kontakt nach aussen ist verboten, Handys müssen abgegeben werden. Zugelassen sind auch Helfer und Ärzte, die wie die Kardinäle absolute Geheimhaltung schwören müssen.
Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich
Theoretisch kann jeder unverheiratete Katholik zum Papst gewählt werden, doch nur Kardinäle haben praktisch eine Chance. Zum Papst gewählt ist, wer zwei Drittel der Wählerstimmen auf sich vereinigt. Die Wahl erfolgt per Stimmzettel, die anschliessend bis zu zwei Mal täglich samt Unterlagen verbrannt werden. Solange es keinen Papst gibt, gibts schwarzen Rauch. Ab dem 34. Wahlgang treten nur noch die zwei Kardinäle mit der höchsten Stimmzahl an und dürfen selbst nicht mehr wählen.
Offiziell soll im Konklave nur der Heilige Geist wirken. Doch natürlich geht es auch um Kirchenpolitik: Welcher Mann ist der Richtige, um die Kirche in die Zukunft zu führen? Der Argentinier Bergoglio wurde der erste Papst aus dem globalen Süden. Er überzeugte die Kardinäle mit einer Rede, in der er vor «theologischem Narzissmus» und einer Kirche warnte, in der man «sich gegenseitig beweihräuchert». Stattdessen brauche es eine Kirche, die aus sich herausgehe – und zwar «an die existenziellen Ränder».