Er ist zwar momentan hinter Gittern, aber zur Vernunft scheint Carlos* (24) nicht gekommen zu sein. Im Gegenteil: Auch im Knast sorgt der Kickboxer für mächtig Ärger. Immer wieder bedroht der Dauer-Delinquent Aufseher mit dem Tod, beleidigt sie aufs Übelste, spuckt und schlägt nach ihnen. (BLICK berichtete)
Dafür muss er sich in der kommenden Woche erneut vor Gericht verantworten. Und das kostet Geld. Bislang 82'492 Franken! Das zeigt das Kostenblatt, das einen Tag nach der Veröffentlichung der Anklageschrift publiziert wurde.
Zeuge bekam Entschädigung gezahlt
Grösster Kostenpunkt: Die amtliche Verteidigung von Carlos. Konkret: 39'898 Franken! Danach folgt der Posten «Gutachten». Er schlägt mit 24'040 Franken zu Buche. Wie viele Gutachten erstellt wurden, ist nicht klar. Was ebenso auffällt: eine Entschädigung für einen Zeugen. Was sich genau dahinter verbirgt, ist aus der Aufstellung nicht ersichtlich.
Klar ist nur: Es sind nicht die einzigen Kosten, die Carlos verursacht. Denn: Regelmässig randaliert Carlos in Gefangenschaft. Verursacht so Schäden von 40'138 Franken. Die genauen Abläufe werden in der Anklageschrift geschildert:
28. Juni 2017: Während eines Gesprächs mit Gefängnismitarbeitern in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies ZH rastet Carlos aus, schmeisst einen Stuhl durch ein Büro. Dabei werden ein Notebook und ein Computerbildschirm beschädigt.
Kostenpunkt: 1770 Franken
Später schlägt er immer wieder die Durchreicheklappe seiner Zelle auf und zu. So lange bis ein Halterungsbügel (13 Zentimeter) abbricht. Mit dem Metall in der Hand macht er sich an den Scheiben der Sicherheitszelle und am Fenster zum Hof zu schaffen. Danach beschädigt er die Matratze, reisst sie auf und verteilt den Inhalt in der Zelle. Mit dem Matratzenüberzug verstopft er die Abflüsse der Zelle. Es kommt zur Überflutung.
Kostenpunkt: 9910 Franken
21. März 2018: Carlos reisst im Spazierhof des Gefängnis Limmattal einen Aschenbecher aus der Halterung, malträtiert damit die Scheibe der Aufsichtsloge, die Kamera an der Decke und einen Tischfussball-Tisch.
Kostenpunkt: 1786 Franken
Am Abend reisst der Kickboxer die Essklappe in seiner Arrestzelle heraus und zerkratzt mit dem Metall in seiner Hand die innere Zellentüre, die Verglasung der Türe und zerstört das Zellenfenster. Danach gelingt es ihm, die innere Zellentüre zu öffnen. Daraufhin verbeult er die äussere Zellentüre, zerschlägt mit der Essklappe das Glas im Sichtfenster der äusseren Zellentüre.
Kostenpunkt: 7793 Franken
22. März 2018: Während des Transports im Gefangenbus vom Gefängnis Limmattal ZH in die Psychiatrische Klinik Rheinau ZH zerkratzt Carlos die Rückwand des Fahrzeugs und die Metalltüre.
Kostenpunkt: 1370 Franken
17. August 2018: Carlos kickt mit dem Fuss gegen die Fensterscheibe der Gefängniszelle kaputt. Danach schlägt er immer wieder das Fenster auf und zu. So heftig, dass der Wandverputz darunter leidet und die Scharniere des Fensters verbogen werden. Daneben beschädigte er einen Stuhl und ein Regal, ritzt in die Verglasung der Türe seinen Namen ein. Und den Schriftzug: «KILL EM ALL» (dt. «Bringt sie alle um»).
Kostenpunkt: 9720 Franken
20. August 2018: Während der Fahrt im Gefangenenbus von der JVA Pöschwies zur Staatsanwaltschaft IV Zürich zerkratzt Carlos mit seinen Handschellen die Innenwand und die Decke des Wagens und ritzt seinen Vornamen ein.
Kostenpunkt: 1647 Franken
7. September 2018: In seiner Zelle schlägt Carlos mit Händen und Füssen gegen die Scheibe der Gittertüre. Das Glas geht zu Bruch.
Kostenpunkt: 6742 Franken
Teures Sondersetting kostete monatlich fünfstellige Summe
Eine Dokumentation des SRF über das «Sondersetting» des renitenten Schlägers Carlos* brachte den heute 24-Jährigen schweizweit in die Schlagzeilen. Um den damals noch jugendlichen Kriminellen zu resozialisieren, wurden 29'000 Franken ausgegeben – pro Monat. Zu Carlos' «Sondersetting» gehörten damals unter anderem Thaibox-Training und eine 4-Zimmer-Wohnung.
Carlos beschäftigt die Justiz seit Jahren. Eine Lösung, wie mit ihm hinter Gitter umgegangen werden soll, scheint nicht in Sicht. Im Juni wurde er von der Justizvollzugsanstalt Pöschwies nach Lenzburg AG verlegt – kurze Zeit später war er wieder zurück. Die Pöschwies richtete vier Zellen speziell ein – eine Zelle wurde pink gestrichen. Das Personal liess man zudem speziell trainieren und stellte neue Schutzausrüstung bereit.
* Name geändert