Er trinkt gelassen ein Bier, lässt sich von einem Piloten herumfliegen, erteilt Befehle: Drogenboss Joaquin Guzman (58) ist schon wieder voll in seinem Element. Und das nur wenige Tage nach seinem spektakulären Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano bei Mexiko-Stadt.
Experten vermuten, dass er die Fäden seines gefährlichen Sinaloa-Drogenkartells bereits wieder in der Hand hält.
Man vermutet, dass dem – je nach Quelle 155 oder 168 Zentimeter grossen – Drogenbaron am Samstagabend Gefängnismitarbeiter halfen. Bereits sind Sicherheitsbeamte entlassen worden, darunter der Gefängnisdirektor.
In Amerika herrscht nach dem Ausbruch von El Chapo (der Kleine) grosse Aufregung. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (69) ist in Alarmbereitschaft. Er hatte sich vor kurzem mehrmals abschätzig über Guzman und dessen Heimatland Mexiko geäussert. So sagte Trump über Guzman: «Er ist der Beweis für Mexikos Korruption, und die USA bezahlen den Preis.» Guzman droht Trump auf Twitter nun: «Ich werde dich deine verdammten Worte essen lassen.» Der amerikanische Milliardär hat das FBI eingeschaltet.
El Chapo war am Samstag durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel getürmt, den seine Helfer unter seiner Zellendusche gebuddelt hatten. Vermutlich floh er unterirdisch per Töff bis zu einem Haus, wo er durch eine Klappe im Boden in Freiheit gelangte. Der Drogenboss schaffte die Flucht, obwohl er Fussfesseln trug und die Zelle rund um die Uhr mit Kameras überwacht wurde.
El Chapo war schon 2001 ausgebrochen – in einem Wäschewagen versteckt. Erst im Februar 2014 wurde er gefasst. Er war zeitweise der meistgesuchte Verbrecher der Welt.
Der Ausbruch stürzt die mexikanische Regierung in eine Krise. Die Behörden hatten die Festnahme des Gangsters vor eineinhalb Jahren als grossen Erfolg gefeiert und wurden von den USA gelobt. Kein Wunder, setzen die Mexikaner nun alles daran, Guzman zu fassen. Die Regierung hat eine Belohnung von 3,6 Millionen Franken ausgesetzt.