Gastfamilien entschädigen
Flüchtlingshilfe sieht Verbesserungspotential bei Asylsozialhilfe

Die Schweiz sei imstande, bis zu 60'000 oder mehr Geflüchtete aufzunehmen, sagt Miriam Behrens, Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH). Verbesserungspotential sieht sie in den Prozessen bei der Auszahlung der Asylsozialhilfe.
Publiziert: 05.04.2022 um 08:32 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2022 um 19:54 Uhr
Miriam Behrens, Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), wünscht sich, dass Geflüchtete aus verschiedenen Regionen der Welt gleich behandelt werden (Archivbild)
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Diese würden «noch nicht einwandfrei» laufen, das Problem sei mittlerweile erkannt und lasse sich lösen, sagte Behrens in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» vom Dienstag. «Fakt ist aber: Die Asylsozialhilfe ist in der Tat sehr tief - 40 Prozent unter der regulären Sozialhilfe.» Dies werde von der SFH schon lange kritisiert, doch der tiefe Ansatz sei politisch gewollt.

Gastfamilien sollten von Kanton oder Gemeinde für Wohnnebenkosten entschädigt werden, so Behrens weiter. Die SFH empfehle den Kantonen einen Ansatz von 200 bis 400 Franken pro Monat für Essen, Kleidung und Hygieneartikel sowie Freizeit, viel sei das nicht.

Bei der Hotline der SFH würden sich Gastfamilien und Geflüchtete bei Schwierigkeiten melden. Flüchtlinge bei sich aufzunehmen sei eben nicht dasselbe, wie wenn Freunde zu Besuch sind. «Es gibt Gastfamilien, die sich mehr Dankbarkeit wünschen», sagte Behrens. Und es gebe Gäste, die zu anspruchsvoll seien.

Zudem sei viel Trauer und Ohnmacht da. «Und das müssen die Gastgeber aushalten.» Man müsse sich bewusst sein, dass diese Menschen nicht freiwillig hier seien und erwarten, dass sie sich bedanken. Aus Erfahrung mit anderen Krisen wisse man, dass die Euphorie bei der Solidarität normalerweise etwa sechs Monate anhalte. Gelinge es, die Menschen zu integrieren, könne die Solidarität anhalten.

Extrem stossend findet Behrens die Rechtsungleichheit bei den verschiedenen Flüchtlingsgruppen. Die vorläufig Aufgenommenen etwa aus Syrien oder Afghanistan würden in den Bundesasylzentren während Monaten warten, dass ihr Verfahren weitergeht. Sie würden sich ungerecht behandelt fühlen, dies sei nachvollziehbar. Die Flüchtlingshilfe verlange deshalb auch bei Geflüchteten, die nicht aus Europa stammten, «all das, was die Ukrainerinnen und Ukrainer jetzt mit dem Schutzstatus S erhalten».

(SDA)

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