Fremdsprachenunterricht
Verein Bern bilingue will Alternative zu bestehenden Lehrmitteln

Schulen sollen im Kanton Bern künftig selber entscheiden, ob sie mit dem bisherigen Französischlehrmittel unterrichten oder eine Alternative vorziehen. Dies fordert ein Berner Verein, der sich die Förderung der Zweisprachigkeit auf die Fahne geschrieben hat.
Publiziert: 07.01.2020 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2020 um 14:35 Uhr
Schülerinnen und Schüler im Kanton Bern sollen besser Französisch lernen. Der Verein Bern bilingue fordert daher eine Alternative zum bestehenden, oft kritisierten Lehrmittel (Themenbild).
Foto: GAETAN BALLY

Der Verein macht sich nämlich Sorgen, dass es um das Französischlernen an Berner Schulen nicht zum Besten bestellt ist. Anlass zur Sorge geben Studien, die zum Teil nur einem kleinen Kreis von Interessierten bekannt waren.

Im Auftrag des Vereins Bern bilingue hat Elisabeth Peyer vom Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg die verschiedenen Studien gesichtet und ausgewertet.

Die Studien zeigen, dass die Primarschüler am Ende der Schulzeit die Grundkompetenzen nach Lehrplan 21 im Hörverstehen zu 87 Prozent erfüllen, beim Leseverstehen sind es 62 Prozent und beim Sprechen 42,5 Prozent.

Beim sogenannten Passepartout-Lehrplan, der in sechs Kantonen entlang der Sprachgrenze gilt, wurden etwas höhere Lernziele definiert. Dementsprechend fallen die Resultate noch schlechter aus. Beim Hören erreichen 57 Prozent die Ziele, beim Lesen 33 Prozent und beim Sprechen nur 11 Prozent. Das Schreiben wurde in dieser Studie nicht getestet. Zu den sechs Passepartout-Kantonen gehört auch Bern.

Wer gut und gerne mit den bisherigen Lehrmitteln « Mille feuilles» und «Clin d'oeil» arbeite, soll dies weiterhin tun können. Für alle anderen soll es ab Sommer 2020 eine Alternative geben, ist Bern bilingue überzeugt. Die kostspieligen Bemühungen um Nachbesserungen bei den beiden bestehenden Lehrmitteln seien abzubrechen.

Eine Alternative zu «Mille feuilles» und «Clin d'oeil» gab es bisher nicht. Eines der Ziele der neuen Lehrmittel war eine Harmonisierung des Fremdsprachenunterrichts. Daher verzichteten die sechs Kantone, die das Lehrmittel gemeinsam erarbeiten liessen, auf eine Auswahl an mehreren Lehrmitteln für die Schulen.

Die beiden Französischlehrmittel stehen seit ihrer Einführung in der Kritik. Nun beginnt das Obligatorium aber zu bröckeln. Jüngst entschied beispielsweise der Kanton Basel-Land, davon abzurücken. Und auch im Kanton Bern denkt man darüber nach. Die Erziehungsdirektion hat eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt.

Besonders in der Kritik steht der neuartige Ansatz der beiden Lehrmittel. So sollen Kinder und Jugendliche nicht mehr systematisch Grammatik und Wortschatz büffeln, sondern dies anhand von alltäglichen Situationen «en passant» mitlernen. «Immersion» nennt sich das Konzept - eine Art Sprachbad.

Doch das «Sprachbad ist lediglich ein Fussbad, wie sich zeigt», sagte Bern bilingue-Präsident Alexandre Schmidt am Dienstag vor den Medien. Schmidt forderte unter anderem, dass der Passepartout-Lehrplan an den Lehrplan 21 angepasst wird. Weiter soll das zweisprachige Unterrichtsangebot im Kanton Bern ausgebaut und der Schulaustausch mit der Westschweiz gefördert werden.

Letztlich hänge der Erfolg beim Französischlernen aber nicht nur vom Lehrmittel ab, gab Professor Thomas Studer vom Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg zu bedenken. Für die Motivation entscheidender sei zum Beispiel die Einstellung der Eltern gegenüber der Fremdsprache. Auch dies eine Erkenntnis aus den Studien.

(SDA)

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