Die Schweiz müsse endlich vorwärts machen, die Frauen seien wütend, sagte Regula Bühlmann, Zentralsekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern. Das Gleichstellungsgesetz müsse endlich umgesetzt und wenn nötig verbessert werden.
Frauen würden im Privatsektor ab dem 21. Oktober eines Jahres wegen der Lohnungleichheit von fast 20 Prozent gratis arbeiten, sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva. Sie drohte mit einer Arbeitsniederlegung, sollten die Bedingungen bis dahin verbessert worden sein.
Die Gewerkschaften tragen die Streikforderungen daher in die herbstlichen Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite. Sie wollen in Branchen mit hohem Frauenanteil Mindestlöhne von 4000 Franken und generell fairere Löhne für Frauen, namentlich im Gesundheitswesen.
Eine der wichtigsten Forderungen des Frauenstreiks war die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs respektive einer Elternzeit. Die Schweiz sei das einzige Land, welches kein solches System kenne, hiess es an der Medienkonferenz. Das Parlament müsse weitere wirksame Massnahmen ergreifen. Zwei Wochen Vaterschaftsurlaub seien ein Anfang, reichten aber bei weitem nicht.
In allen öffentlichen und subventionierten Betrieben verlangt der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) regelmässige Lohnüberprüfungen. Für gleiche Funktionen bei gleichen Voraussetzungen müsse eine «Toleranzschwelle 0» gelten. Die Unternehmen müssten regelmässige Analysen durchführen und Diskriminierungen ausmerzen.
Zudem müssten als klassische Frauenberufe taxierte Tätigkeiten deutlich höher eingereiht werden auf den Lohnskalen. Dazu zählten sämtliche Berufe, bei denen es um die Betreuung von Kindern, Kranken, Betagten und Hilfsbedürftigen geht, sagte VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber. Im Bildungsbereich müsse die Arbeit im Kindergarten aufgewertet werden. Kindergärtnerinnen und -gärtner müssten gleich viel verdienen wie Primarlehrkräfte.
Weiter braucht es laut Prelicz-Huber im Gesundheitsbereich die Anerkennung der Umkleidezeit als Arbeitszeit, Frühpensionierungsmöglichkeiten ab 60 bei voller Rente und Gesamtarbeitsverträge (GAV) in der privaten Pflege. Die Arbeitszeit für alle soll sukzessive auf 35 Stunden pro Woche gesenkt werden.
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) engagiert sich für einen Mutterschaftsurlaub von 18 Wochen und einen Urlaub von zehn bis 20 Tage für Väter. Das Engagement der Väter ermögliche es, das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen zu verringern, sagte SEV-Präsidentin Barbara Spalinger.
Auch der VPOD engagiert sich auch für einen 18-wöchigen Mutterschaftsurlaub, und zudem für einen Vaterschaftsurlaub von acht Wochen, finanziert über die Erwerbsersatzordnung. Nach Ablauf der Urlaubszeit müsse für das Kind ein Betreuungsplatz bereitstehen. Dieser müsse von der öffentlichen Hand finanziert werden.
Die Gewerkschaften fordern von den Unternehmen zudem betriebliche Reglemente und Leitlinien zur Verhinderung von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sowie Schulungen dazu. Es brauche eine Null-Tolenanzgrenze in Unternehmen. Schliesslich müssten Lehrmittel auf diskriminierende Darstellungen und Geschlechterstereotypen überprüft und angepasst werden.
(SDA)