Toronto, Montagmittag um 13:27 Uhr. Ein Transporter rast mit voller Geschwindigkeit aufs Trottoir einer belebten Strasse zu, zehn Menschen sterben. 14 Menschen werden verletzt, noch immer schweben einige in Lebensgefahr. Schnell ist klar: Es war Absicht. Am Steuer sass Alek Minassian (25), ein IT-Student aus einem Vorort der ostkanadischen Metropole. Sein Motiv: offenbar purer Frauenhass.
In einem letzten Eintrag auf Facebook gib er sich als Anhänger der frauenhassenden «Incel»-Bewegung zu erkennen. «Die Incel-Rebellion hat bereits begonnen! Wir werden alle Chads und Stacys stürzen!»
Der Begriff «Incel» steht für involuntary celibate, auf Deutsch: «unfreiwilliges Zölibat». Unfreiwillig sexabstinente Männer bezeichnen sich als «Incel». Die Schuld daran geben sie ihrer eigenen Unattraktivität – und Frauen. Eine Hassideologie, die an Islamisten erinnert.
In Online-Foren tauschen sich die «Incel» über ihren Frust aus. Die Namen «Chad» und «Stacy» verwenden sie abwertend für Männer und Frauen, die im Gegensatz zu ihnen ein ausgefülltes Sexleben haben.
Ende 2017 schloss das bekannte Online-Forum Reddit ein «Incel»-Unterforum, nachdem dort Ratgeber aufgetaucht waren, wie man eine Frau vergewaltigen kann, ohne erwischt zu werden. Das Unterforum hatte 40'000 Mitglieder.
Mit seiner Tat würdigte Minassian vermutlich den Sexfrust-Killer Elliott Rodger: Rodger hatte 2014 nahe der Universität von Santa Barbara in Kalifornien mit einer Schusswaffe und Messern sechs Menschen getötet und 13 verletzt. Er hatte den Begriff «Incel» ebenfalls in Online-Postings gegen Frauen verwendet. Sein mutmassliches Vorbild verehrte Minassian wie einen Märtyrer als «obersten Gentleman».
Bei den Opfern von Minassians Amokfahrt handelt es sich denn auch vor allem um Frauen. Das bestätigte Polizeiermittler Graham Gibson auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Das Alter der Frauen reiche von Mitte 20 bis etwa 80. (SDA/kin)