Frankreich
Französische Gewerkschaften rufen zur Ausweitung der Streiks auf

Wegen anhaltender Proteste gegen die französische Regierung müssen Reisende in Frankreich auch am Wochenende mit erheblichen Einschränkungen rechnen.
Publiziert: 07.12.2019 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2019 um 17:54 Uhr
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Genug - Revolte! Demonstranten in Rennes.
Foto: David Vincent

Zwei Tage nach Beginn der Streiks gegen die geplante Rentenreform der Regierung riefen die Gewerkschaften am Samstag zu einer Ausweitung der Proteste auf. «Wir fordern, dass die Bewegung an diesem Wochenende fortgesetzt und ab Montag verstärkt wird», sagte Lauren Brun von der Gewerkschaft CGT.

Am Nachmittag gab es in Paris eine Demonstration gegen Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse, die jedes Jahr am ersten Samstag im Dezember stattfindet und nun auch die Kritik an der geplanten Rentenreform aufgriff. Ausserdem gingen erneut hunderte Anhänger der «Gelbwesten"-Bewegung auf die Strasse, unter die sich Mitglieder der CGT mischten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Im Zugverkehr kam es am Samstag zu erheblichen Einschränkungen. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF teilte mit, nur 15 Prozent der Pariser Vorortzüge und jeder sechste TGV-Schnellzug würden zirkulieren. Laut der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP blieben zudem neun Metro-Linien geschlossen. Auch für Sonntag wurden erhebliche Beeinträchtigungen im Zugverkehr erwartet.

Zudem legten LKW-Fahrer den Verkehr auf mehreren Autobahnen des Landes lahm, um gegen Pläne einer höheren Besteuerung von Treibstoff zu protestieren. An den Flughäfen hingegen sollte sich die Lage nach Angaben der Flugaufsichtsbehörde DGAC beruhigen. Es könne aber noch zu Verspätungen und Beeinträchtigungen im Flugverkehr kommen, teilte die DGAC mit.

Im Louvre-Museum blieben einige Räume und im Grand Palais eine gesamte Ausstellung geschlossen. Auch die Pariser Oper sagte wegen des Streiks Vorstellungen ab.

In Frankreich gehen seit Donnerstag hunderttausende Menschen gegen die von der Regierung geplante Rentenreform auf die Strasse. Am Donnerstag protestierten nach Behördenangaben mehr als 800'000 Demonstranten, die Gewerkschaft CGT zählte 1,5 Millionen Teilnehmer.

Zugleich legte ein Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend lahm. Die Proteste waren deutlich grösser als die gegen den Reformkurs von Präsident Emmanuel Macron auf dem Höhepunkt der «Gelbwesten"-Krise vor rund einem Jahr.

Fortgesetzte Streiks bei der französischen Bahn, an Flughäfen und im Pariser Nahverkehr führten auch am Freitag zu erheblichen Beeinträchtigungen für Berufspendler und Reisende.

Trotz der Massenproteste will die Regierung in Paris an ihrer geplanten Rentenreform festhalten. Die neuen Massnahmen würden jedoch «schrittweise» und «ohne Härte» eingeführt, sagte Premierminister Edouard Philippe am Freitagabend.

Die Regierung werde mit den Gewerkschaften zusammenarbeiten, um ein für alle Branchen geltendes, «gerechteres» Rentensystem einzuführen, sagte er. Dieses werde an die Stelle der bisher geltenden 42 Systeme treten.

Für kommenden Dienstag riefen die Gewerkschaften zu neuen Streiks und Massenprotesten auf.

(SDA)

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