Er habe eine radikale Sichtweise des Islams vertreten und Kontakte zu Mitgliedern der radikalislamischen Salafistenbewegung gehabt, sagte Staatsanwalt Jean-François Ricard am Samstag in Paris.
Der langjährige Mitarbeiter des Polizeipräsidiums hatte am Donnerstag vier Kollegen erstochen und zwei weitere verletzt, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Bei den Todesopfern handelte es sich um drei Männer und eine Frau.
Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass der Täter bestimmten Taten zugestimmt habe, «die im Namen dieser Religion begangen wurden», sagte Ricard. Unter anderem habe er den von Islamisten verübten Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitung «Charlie Hebdo» im Jahr 2015 gutgeheissen, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. Auch habe er den Wunsch geäussert, Kontakte zu Frauen einzuschränken, und er habe vor einigen Monaten seine Bekleidungsgewohnheiten geändert.
Der 45-jährige Informatiker, der in der Verwaltung des Polizeipräsidiums arbeitete, war vor 18 Monaten zum Islam übergetreten. Er arbeitete seit 2003 im Polizeipräsidium.
Bereits vor dem Bekanntwerden der Details wuchs der Druck auf Innenminister Christophe Castaner. Zunächst hiess es in den Medien, das Motiv der Tat könne ein interner Konflikt gewesen sein. Castaner gab allerdings in Pressestatements nach der Tat keinen Hinweis darauf, dass der Angreifer sich vor der Tat radikalisiert haben könnte. Erst am Freitagabend hatten die Anti-Terror-Ermittler der Staatsanwaltschaft die Untersuchungen übernommen.
Oppositionspolitiker fordern nun einen Untersuchungsausschuss zu der Messerattacke. Ihrer Ansicht nach hielt der Innenminister Informationen über den mutmasslichen Täter zurück, als er erklärte, der Mann sei zuvor nicht negativ aufgefallen.
Der konservative Abgeordnete Éric Ciotti verlangte eine parlamentarische Untersuchung. Weitere konservative Abgeordnete und Politiker der rechtsnationalistischen Partei Rassemblement National um Marine Le Pen forderten den Rücktritt Castaners.
Für Dienstag sei eine Gedenkfeier in der Polizeipräfektur mit Präsident Emmanuel Macron geplant, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf den Élysée-Palast.
(SDA)