Am Freitag besuchte der 69-Jährige das Schiff, das sich unweit der italienischen Insel Lampedusa befindet. Nach Angaben von Amnesty International sind auch 30 Kinder und zwei Babys an Bord. «Bitte unterstützt uns hier bei Open Arms und helft diesen Menschen», sagte Gere in einem kurzen Video, das die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Freitag bei Twitter veröffentlichte.
Auf Fotos war Gere dabei zu sehen, wie er Lebensmittel an Bord des Rettungsschiffs trug. Die Hilfsorganisation schrieb dazu: «Endlich ein paar gute Nachrichten. Lebensmittel kommen bei der «Open Arms» an und wir haben einen aussergewöhnlichen Crewkollegen.»
Keine Regeln für Verteilung von Migranten
Italien und Malta verweigern Rettungsschiffen immer wieder die Einfahrt in ihre Häfen und dringen darauf, dass andere EU-Staaten zuvor zusichern, alle Flüchtlinge an Bord der Schiffe zu übernehmen - so auch im Fall der «Open Arms». Auf einen festen Mechanismus zur Verteilung aus Seenot Geretteter konnte sich die Staatengemeinschaft bislang nicht einigen.
Die EU-Kommission rief die EU-Staaten zur Solidarität auf. Bislang habe zwar kein Land die Brüsseler Behörde dazu aufgerufen, die Verteilung der 121 Migranten an Bord zu koordinieren, sagte eine Sprecherin am Freitag. Unabhängig davon habe man EU-Staaten jedoch darum gebeten, «Solidarität zu zeigen und dazu beizutragen, für die Menschen an Bord eine Lösung zu finden". Zugleich betonte die EU-Kommission, dass es endlich vorhersehbare Lösungen für derlei Fälle brauche.
Zuletzt hatte in solchen Fällen die EU-Kommission vermittelt, um aufnahmebereite Länder zu finden. Voraussetzung für eine Koordinierung durch die EU-Kommission ist jedoch, dass ein EU-Staat die Kommission darum bittet, zu deren Aufgaben dies eigentlich nicht gehört.
Der Präsident des EU-Parlaments, David Maria Sassoli, hatte zuvor in einem Brief an Kommissionschef Jean-Claude Juncker auf die Solidarität der EU-Staaten gedrungen. Die Lage erfordere unverzügliches Handeln, schrieb Sassoli. Die Kommission kündigte eine Antwort innerhalb der kommenden Tage an. Italiens Innenminister Matteo Salvini teilte mit, sein Ministerium habe der spanischen Regierung geschrieben, sie solle die Migranten von der «Open Arms» aufnehmen.
Rettungen im Mittelmeer
Unterdessen wurden am Freitag weitere Flüchtlinge vor und an den EU-Aussengrenzen aus Seenot gerettet. Ein spanisches Rettungsschiff barg vor der Küste der Kanaren-Insel Gran Canaria 30 afrikanische Bootsflüchtlinge, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Polizei berichtete. Darunter seien 14 Frauen, zehn Männer und sechs Minderjährige inklusive Babys.
Sie seien zum Hafen von Arguineguín im Südwesten der Insel gebracht worden. Dort sollten sie nach einer ersten medizinischen Betreuung registriert werden.
Auch aus dem Ärmelkanal wurden 30 Menschen aus vier kleinen Booten gerettet, wie das britische Innenministerium in London mitteilte. Darunter war ein Kajak. Die aus Frankreich kommenden Flüchtlinge gaben an, aus dem Iran und Afghanistan zu stammen. Sie wurden in die südenglische Hafenstadt Dover gebracht.
Salvini verbieten «Ocean Viking» Einfahrt
Vor der libyschen Küste nahm die unter norwegischer Flagge fahrende «Ocean Viking» - das neue Rettungsschiff der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen - erstmals Bootsflüchtlinge im Mittelmeer auf. Sie war am Sonntagabend von Marseille aus in See gestochen. Unklar war, wohin die Geretteten gebracht werden sollten.
Salvini erklärte, die «Ocean Viking» dürfe keine italienischen Häfen anlaufen. Er sprach von 80 Migranten an Bord. Ärzte ohne Grenzen teilte mit, es handele sich um 85 Menschen, darunter vier Kinder, die aus einem Schlauchboot gerettet worden seien. (SDA)