Wajdi Ben Mhamed von der Organisation für Migration (IOM) in Südtunesien sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe einen der drei Überlebenden des Unglücks in einem Spital in der südtunesischen Stadt Zarzis gesprochen. Der junge Mann aus Mali stehe «noch immer unter Schock».
Er wisse nicht, was mit den anderen Menschen an Bord des Boots geschehen sei. «Sie sind verschwunden; es ist wahrscheinlich, dass sie ertrunken sind», sagte Mhamed.
Nach Angaben des Überlebenden war das Boot mit 86 Menschen am frühen Mittwochmorgen von der östlich von Tripolis gelegenen libyschen Stadt Zouara aufgebrochen und einige Stunden später gesunken. Ziel der Flüchtlinge sei Italien gewesen.
Fischer alarmierten Küstenwache
«Es steht zu befürchten, dass rund 80 Migranten tot sind», schrieb IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo im Kurzbotschaftendienst Twitter. Weitere Informationen seien jedoch nötig, um zu klären, wie es zu dem Unglück gekommen und wie hoch die tatsächliche Zahl der Opfer sei.
Fischer hatten die tunesische Küstenwache alarmiert, als sie das in Seenot geratene Boot sichteten. Drei Malier und ein Ivorer wurden vor Zarzis im Meer aufgegriffen, wie die Hilfsorganisation Roter Halbmond und die Marine mitteilten. Der Ivorer starb später im Spital.
Tunesiens Ministerpräsident Youssef Chahed erklärte, «die Flüchtlingsfrage» liege nicht in der Verantwortung Tunesiens. Vielmehr müssten «alle Länder Verantwortung übernehmen».
Erst im Mai waren 60 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer vor der tunesischen Küste ums Leben gekommen. Das Uno-Flüchtlingskommissariat UNHCR hatte damals von einem der «schlimmsten Vorfälle im Mittelmeer in den vergangenen Monaten» gesprochen.
Neue Rettung von Migranten vor Libyen
Nach dem Drama um das Rettungsschiff «Sea-Watch 3» hat nun eine andere Hilfsorganisation Flüchtlinge vor Libyen mit ihrem Schiff aufgenommen. 54 Schiffbrüchige seien gerettet worden, teilte die italienische NGO Mediterranea Saving Humans am Donnerstag mit.
An Bord der «Alex Mediterranea» seien auch vier Kinder und drei Schwangere. «Wir sind enorm glücklich, 54 Menschen aus der Hölle Libyen entrissen zu haben.» Es sei nun sofort ein sicherer Hafen notwendig.
Italiens Innenminister Matteo Salvini wehrte ab. Das Schiff solle nach Tunesien fahren, erklärte er. Das Schiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch war mit Dutzenden Flüchtlinge mehr als zwei Wochen auf dem Meer blockiert, bevor die Kapitänin Carola Rackete trotz Verbots der italienischen Regierung in den Hafen von Lampedusa gefahren ist. (SDA/kes)