Familie Brunner zahlt 708 Franken mehr

Publiziert: 08.10.2005 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:10 Uhr
CHRISTIAN DORER UND BENNO TUCHSCHMID
HAUSHALT Familie Brunner hat für SonntagsBlick alle Ausgaben im September notiert. Das Beispiel zeigt, wie sich die Mehrwertsteuer-Reform auswirken würde.

Vater André Brunner (28) verdient als Primarlehrer 6200 Franken brutto, Kinderzulagen inklusive. Zum Leben bleiben seiner vierköpfigen Familie 5500 Franken netto. Denn Jacqueline (28), Kindergärtnerin, arbeitet nicht mehr, seit Eliah (2) und Leonie (1) auf der Welt sind.

Die junge Familie wohnt zur Miete in einem Reihen-Einfamilienhaus in Lengnau AG. Extrawürste liegen nicht drin: Ende Monat ist das Budget aufgebraucht – Ferien werden vom Ersparten bezahlt.

Lebensmittel sind neben der Miete der grösste finanzielle Posten. Und diese würden mit einem einheitlichen Mehrwertsteuersatz teurer: Plus 31 Franken pro Monat (siehe Tabelle in der gedruckten Ausgabe).

Auch die Gesundheitskosten würden steigen. Leonie erwischte im September eine Magen-Darm-Grippe. Sie musste zum Arzt, der verschrieb Medikamente. Kosten total: 307 Franken. Macht plus Fr. 15.30, wenn ausnahmslos alles mit 5,5 Prozent versteuert würde.

Vieles würde aber auch billiger, etwa Andrés Handyrechnung, Jacquelines Bastelutensilien, Eliahs Winterkappe und Leonies Windeln. Das alles wird heute mit 7,6 Prozent belastet (künftig 5,5 Prozent).

Trotz dieser Einsparungen bestätigen Brunners, was alle Experten befürchten: Familien mit mittlerem oder tiefem Einkommen zahlen drauf. Brunners noch mehr als die Modellbeispiele des Berner Büros Bass voraussagen: Die Familie müsste dem Staat jeden Monat 59 Franken mehr abliefern als heute: im Jahr 708 Franken! Für Leute wie Brunners eine gesalzene Rechnung.

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