Medien
Roboter bestreiten Radioprogramm von Couleur 3

Der Westschweizer Radiosender Couleur 3 hat am Donnerstag sein Programm mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) bestritten. Die Stimmen der Moderatoren wurden vorgängig geklont, die Texte vom US-Chatroboter ChatGPT generiert.
Publiziert: 27.04.2023 um 09:18 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2023 um 15:49 Uhr
Blick ins Aufnahmestudio des Westschweizer Radiosenders Couleur 3 in Lausanne VD. (Archivbild)
Foto: CYRIL ZINGARO

Auch die Musik wurde vollständig oder in einigen Fällen mit Hilfe von KI komponiert. Zudem war während der von 06.00 Uhr bis 19.00 Uhr dauernden Aktion geplant, real existierende Personen wie die früheren US-Präsidenten Donald Trump und Barack Obama zu imitieren.

«Das Ergebnis ist verblüffend. Obwohl man weiss, dass es sich um Roboter handelt, wird man manchmal getäuscht. Die Spuren werden verwischt», sagte Couleur-3-Chef Antoine Multone gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mehrere Dinge würden gut funktionieren, angefangen beim Klonen der Stimmen, andere Dinge liessen allerdings zu wünschen übrig, räumte der Radiochef ein. Ein Roboter kann zwar den Klang der Stimme eines Moderators imitieren, «aber er kann nicht dessen Persönlichkeit, Originalität oder Humor verkörpern», betonte Multone. «Der Wert des Menschen in unserer Arbeit bleibt unersetzlich», zeigte er sich überzeugt.

Couleur 3 hat sich seit drei Monaten auf diesen speziellen Tag vorbereitet. Der Sender hat ein Dutzend verschiedene KI-Lösungen getestet und schliesslich fünf ausgewählt, darunter das inzwischen bekannte ChatGPT.

Laut Multone ist diese Radioaktion eine Premiere weltweit. Es gibt zwar bereits einen KI-generierten Radiosender - RadioGPT -, der jedoch künstliche Stimmen verwendet und nicht wie Couleur 3 menschliche Stimmen klont.

Multone wies jedoch darauf hin, dass mehrere Medien andere Experimente mit KI durchführen. So zum Beispiel der neue Westschweizer Sender M Le Média mit Sitz in Crissier VD, der seit einigen Wochen seine Wetterberichte von einem Avatar präsentieren lässt, der von künstlicher Intelligenz generiert wurde.

Diese technologischen Entwicklungen werfen «viele Fragen auf, und deshalb haben wir beschlossen, das Experiment zu wagen», fährt der Couleur 3-Chef fort. «Ein bisschen zum Nachdenken anregen und ein bisschen Provokation - das wollen wir mit dieser Aktion erreichen», fügte er hinzu.

Um die Hörer nicht zu täuschen, wird am Radio alle 20 Minuten eine Nachricht gesendet, in der das Konzept der Aktion erklärt wird. Die Hörer werden ausserdem zu Reaktionen aufgefordert, auf eine Sondernummer zu reagieren.

«Die Rückmeldungen sind sehr zahlreich. Die Leute sagen, sie seien beeindruckt. Aber fast alle haben die gleiche Forderung: 'Gebt uns die Menschen zurück' «, sagte Multone.

Am Freitag soll eine umfangreiche Nachbesprechung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Couleur 3 und KI-Spezialisten stattfinden.

(SDA)

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