Ex-Bellinzona-Fussballer in Tessiner Migrations-Skandal verwickelt
Spielte er falsche Pässe?

C. S. (28) sitzt in Untersuchungshaft. Der Tessiner Beamte soll gegen Schmiergeld Aufenthaltsgenehmigungen verschachert haben.
Publiziert: 09.02.2017 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:22 Uhr
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Hobby-Fussballer der AC Bellinzona: C. S. (28, l.).
Foto: Sara Solcà
Myrte Müller

Das mit den Pässen kann C. S.* (28) gut. Er spielte Fussball in der zweiten Liga, war 2015 Stürmer bei der AC Bellinzona. Doch auch beruflich hat der Italo-Schweizer mit Pässen zu tun. Und wie. 

C. S. ist Beamter im Migrationsamt Bellinzona und zuständig für Aufenthaltsgenehmigungen. Jetzt sitzt der Hobby-Fussballer wegen Falschspiels in Untersuchungshaft. Grund des Abseits: Er soll im Auftrag von Bauunternehmer und Ex-Knacki Patriot A. (25) unzählige Ausländerausweise getürkt haben.

Sechs Personen wurden verhaftet

Die gingen dann für 1000 Franken pro Kopf an Bauarbeiter, vornehmlich aus dem Kosovo. C. S. kassierte Schmiergeld, vermuten die Ermittler und werfen ihm passive Korruption sowie Verstoss gegen das Ausländergesetz vor. 

Am Dienstag platzte der Skandal. Sechs Personen gehen der Kantonspolizei Tessin ins Netz. Neben Mittelstürmer C. S. und dem gebürtigen Kosovaren Patriot A. werden noch zwei weitere ehemalige Mitarbeiterinnen der Behörde (28 und 23) verhaftet. Auch der Bruder (27) von Patriot A. (27) und ein Türke (27) sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. 

Stapelweise falsche Ausländerausweise

Im Haus der 23-Jährigen finden die Beamten stapelweise falsche Ausweise. Der jungen Frau und dem Türken drohen Haftstrafen wegen Diebstahls und Hehlerei.

Patriot A. ist der Spielmacher in der kriminellen Liga. 2014 gründet er das Bauunternehmen Aliu Big Team. Eine GmbH, die angeblich Gipser-, Maler- und Maurerarbeiten anbietet, aber auch Baugerüste.

In Wirklichkeit dient die Scheinfirma nur dazu, Bauarbeiter aus seiner alten Heimat in die Schweiz zu locken. 2016 geht der Betrieb offiziell pleite.

Acht Wochen U-Haft für den Mittelstürmer

Mithilfe der falschen Papiere von C. S. verschachert Patriot A. die Männer auf Baustellen in der ganzen Schweiz, kassiert vermutlich hohe Provisionen. Ihm wird nun ausser aktiver Korruption auch Menschenhandel vorgeworfen.

Im Kosovo wurde Patriot A. deswegen bereits zu sechs Monaten Hausarrest verurteilt. Als er nun wieder ins Tessin einreisen wollte, klickten die Handschellen.

Für C. S. sieht die Zukunft düster aus. Er wurde vom Dienst suspendiert. Kein Fussball mehr. Nicht mal eine Ersatz-, nur noch die Anklagebank. Doch erst einmal winken acht Wochen Untersuchungshaft. Was für ein Eigentor.

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