Die Knäste von Thailand gelten als die härtesten der Welt. Hinter den Mauern des Gefängnisses von Pattaya wird schnell klar, warum. Es ist ein Paralleluniversum aus Stacheldraht und bröckelndem Beton. Im Innenhof leisten Gefangene in blauen Uniformen mit gesenkten Blicken Arbeitsdienst – werden von den Wärtern hin und her gehetzt. Der Geruch von Schweiss und Rauch liegt in der Luft.
«Die Haftbedingungen hier sind brutal»
Mittendrin: Esther Kaufmann (57), ursprünglich aus Wiesendangen ZH. Hauptberuflich führt die 57-Jährige ein Reisebüro im thailändischen Pattaya. Für die Schweizer Botschaft unterstützt sie seit 1991 Schweizer Häftlinge: Pädophile, Drogenkonsumenten – aber auch viele, die schlicht unter die Räder der thailändischen Justiz-Willkür geraten sind. «Die Haftbedingungen hier sind brutal», sagt Kaufmann. «Viele Schweizer Gefangene leiden rasch unter Mangelernährung.» Dazu kommt die Enge: «Sie schlafen Körper an Körper. Fuss an Kopf. Und als Neuer hat man immer den Platz neben der Latrine.»
Heute besucht Kaufmann den 53-jährigen H. K.*, der schon seit dem Sommer 2015 sitzt. «Er leidet unter einer psychischen Beeinträchtigung. Und hat darum einen besonders schweren Stand», sagt Kaufmann. Der Schweizer bekam seine Medikamente nicht und rastete im Gefängnis aus, als er hörte, dass er lebenslänglich bekommen könnte. «Als ich ihn im September zum ersten Mal besuchte, hatte er einen völlig ‹verschlagenen Grind›. Wenn er aufmuckte, wurde er von den Wärtern verprügelt, bis Ruhe war. Manche von denen sind Sadisten.»
Geisteskranker Schweizer bekommt seine Medizin nicht
Der Vorwurf gegen den Schweizer: Brandstiftung. Er soll mit einer weggeworfenen Zigarette ein Haus in Brand gesetzt haben. Der Sachschaden betrug um die 10'000 Dollar – ein Kapitalverbrechen in Thailand. Heute sieht H. K. besser aus. «Er wird nicht mehr geschlagen, ist aber an Tuberkulose erkrankt», so Kaufmann. Und: Wer krank wird, hat im Thai-Knast schlechte Karten. «Die lassen dich krepieren, krass formuliert.»
Manchmal wollen die Gefangenen aber auch keine Hilfe. «Pädophile haben oft ein Problem mit mir. Vielleicht weil ich eine starke Frau bin.» Eigentlich will Kaufmann aber lieber gar nicht so genau wissen, was die Leute verbrochen haben. «Die wurden ja schon verurteilt. Da muss ich sie nicht auch noch verurteilen.»
Angekettet auf dem Sterbebett
Ein Fall verfolgt Esther seit den 1990er-Jahren. Kaufmann betreute damals einen Aids-Patienten: «Beim letzten Besuch merkte ich sofort, dass er im Sterben liegt. Er lag auf dem Sterbebett – noch immer angekettet.» Die Helferin richtete den Sterbenden auf. Streichelte ihm das Gesicht. «Er begann zu weinen. Und sagte mir dann: ‹Esther, berühre meine Tränen nicht, sonst steckst du dich an.›»
Für den «Brandstifter» H.K. könnte es immerhin ein Happy End geben. Kurz nach dem Gefängnis-Besuch meldet sich Kaufmann noch mal bei BLICK: «Er kommt bald frei!»
*Name der Redaktion bekannt
Wie schnell man in Thailand im Gefängnis landen kann, zeigt der Fall von Reisebüro-Chef Reto S. *(37) aus dem Kanton Glarus. Bei einem Inlandflug im Dezember 2015 bekam S. Streit mit seinen Sitznachbarn. Diese schlugen Alarm: Der Schweizer habe mit einer Bombe gedroht. Reto S. hat das von Anfang an bestritten, unabhängige Zeugen gab es für die angebliche Bombendrohung nicht.
Trotzdem wurde der Glarner verhaftet, wie er dem BLICK erklärt. «Ich wurde in Handschellen der Presse vorgeführt, bevor ich verhört wurde. Mein Verhör dauerte sieben Minuten, dann ging es ab ins Gefängnis.»
Mehrere Wochen sitzt der 37-Jährige im Bang-Kwang-Gefängnis von Bangkok. Die Haftbedingungen umschreibt S. mit dem Wort «Konzentrationslager». Mangelernährung und Gewalt waren an der Tagesordnung.
Im April 2016 durfte Reto S. schliesslich zurück in die Schweiz reisen. Er wurde nie angeklagt.
* Name der Redaktion bekanntWie schnell man in Thailand im Gefängnis landen kann, zeigt der Fall von Reisebüro-Chef Reto S. *(37) aus dem Kanton Glarus. Bei einem Inlandflug im Dezember 2015 bekam S. Streit mit seinen Sitznachbarn. Diese schlugen Alarm: Der Schweizer habe mit einer Bombe gedroht. Reto S. hat das von Anfang an bestritten, unabhängige Zeugen gab es für die angebliche Bombendrohung nicht.
Trotzdem wurde der Glarner verhaftet, wie er dem BLICK erklärt. «Ich wurde in Handschellen der Presse vorgeführt, bevor ich verhört wurde. Mein Verhör dauerte sieben Minuten, dann ging es ab ins Gefängnis.»
Mehrere Wochen sitzt der 37-Jährige im Bang-Kwang-Gefängnis von Bangkok. Die Haftbedingungen umschreibt S. mit dem Wort «Konzentrationslager». Mangelernährung und Gewalt waren an der Tagesordnung.
Im April 2016 durfte Reto S. schliesslich zurück in die Schweiz reisen. Er wurde nie angeklagt.
* Name der Redaktion bekannt