1973 wagte der Science-Fiction-Film «Soylent Green» einen verstörenden Blick in die Zukunft, ins Jahr 2022: Die Welt ächzt unter Klimaerwärmung und Überbevölkerung, Nahrungsmittel wie Fleisch und Gemüse gibt es nicht mehr, stattdessen essen die Menschen das nahrhafte Soylent Green. Charlton Heston (†84) spielt einen Detektiven und deckt auf, dass es aus Menschenfleisch besteht.
So weit ist die Welt noch nicht, so weit wird sie 2022 kaum sein. Aber 2050? Von aktuell 7,3 Milliarden Menschen wird die Weltbevölkerung bis dann auf knapp zehn Milliarden wachsen. Die Klimaerwärmung ist in vollem Gang. Und die Menschen in den aufstrebenden Ländern verlangen nach immer mehr Fleisch. Bis 2050 soll der Fleischkonsum laut der Welternährungsorganisation FAO um 70 Prozent steigen.
«In die falsche Richtung»
Die Viehzucht beansprucht schon heute direkt und indirekt via Futterproduktion 70 Prozent des weltweiten Agrarlandes und fast ein Zehntel des globalen Wasserverbrauchs. «Wenn das so weitergeht, steuern wir direkt auf eine Katastrophe zu», sagt Hans Herren (69), Agrarforscher und 2013 erster Schweizer Gewinner des alternativen Nobelpreises Right Livelihood Award. BLICK erreicht ihn telefonisch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, er sagt: «Das geht alles in die falsche Richtung.»
Was passiert, wenn sich nichts ändert? «Es könnte Kriege um Lebensmittel und Wasser geben. Und die Welttemperatur steigt im Schnitt um über fünf Grad. Es gibt noch mehr extreme Wettersituationen als jetzt schon.»
Eine, die noch frisch im Gedächtnis ist: Der Frost zerstörte diesen April das Geschäft von vielen Schweizer Obst- und Weinbauern für das ganze Jahr 2017 (BLICK berichtete). Herren: «Wenn wir nichts ändern, wird das zur Regel. Wir müssen weniger konsumieren, dafür nachhaltiger. Nicht nur beim Fleisch. Die Macht liegt beim Konsumenten.»
Die Frage ist, ob genug Leute diese Macht wahrnehmen. Oder ob die Politik stark genug ist, sie zu ihrem Glück zu zwingen. Das zähe Ringen um Klimaverträge zeigt, wie schwierig weltweite Regulierung ist, wenn jeder Partner Einzelinteressen vertritt. «Ich schätze die Chancen, dass wir Konsumenten oder die Politik die Krise lösen, auf 50 Prozent», sagt Herren.
Muss es die Forschung richten?
In die Bresche springen Forschung und Industrie, indem sie an umweltverträglicheren, massentauglichen Produkten arbeiten. Eine Möglichkeit, mehr zu produzieren, sind gentechnisch veränderte Produkte, sowohl pflanzliche als auch tierische. Sie sind aber hochumstritten – keiner kennt die Langzeitfolgen.
Bei der US-Firma Impossible Foods hat kaum einer ethische Bedenken. Sie kopiert mit ihrem pflanzlichen Burger die Fleisch-Variante. «Konsistenz und Geschmack waren perfekt. Das Blut in der Mitte machte ihn richtig saftig», beschrieb die Nachrichtenseite «Buzzfeed» den alternativen Burger.
Im holländischen Maastricht stellte der Physiologe Mark Post (59) 2013 den ersten Burger im Labor her. Keine Kuh ist dafür gestorben, es wurden nur Stammzellen hochgezüchtet. Als BLICK ihn kürzlich in seinem kargen Büro besuchte, sagte Post: «Jüngere Generationen werden die neuen Technologien wahrscheinlich eher annehmen.» In vier bis fünf Jahren soll der Burger in Massenproduktion gehen.
In grossen Teilen Asiens gehören Insekten bereits zu den Grundnahrungsmitteln, in Europa laufen erste Versuche mit Insekten als Proteinquelle. Die Schweizer Behörden haben Anfang Mai grünes Licht für den Verkauf von Mehlwürmern, Grillen und Wanderheuschrecken gegeben.
Und sogar Soylent, einen Drink mit dem Namen aus dem Science-Fiction-Film aus dem 70er-Jahre-Film, gibt es schon. Natürlich ohne Menschenfleisch, dafür mit viel Chemie. Der Werbespruch für alle, die sich nicht mehr mit Essen herumschlagen wollen: «Ihr Leben ist doch schon kompliziert genug.»
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