«Es bleibt etwas Bitteres zurück»
Jetzt spricht Deniz Yücel!

Der freigelassene Journalist Deniz Yücel meldet sich erstmals nach seiner Freilassung selber zu Wort. Er wisse weder, weshalb er verhaftet wurde, noch, weshalb er heute freigelassen wurde, sagt er in einer Videonachricht.
Publiziert: 16.02.2018 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:50 Uhr
Deniz Yücel meldet sich per Videobotschaft
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Nach einem Jahr Erdogan-Gefängnis:Deniz Yücel meldet sich per Videobotschaft

Der «Welt»-Journalist Deniz Yücel freut sich nur eingeschränkt über seine Freilassung aus türkischer Haft (BLICK berichtete). «Ich weiss immer noch nicht, warum ich vor einem Jahr verhaftet wurde, genauer, warum ich vor einem Jahr als Geisel genommen wurde - und ich weiss auch nicht, warum ich heute freigelassen wurde», sagte Yücel via Twitter. Eine Anklage haber er immer noch nicht.

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«So wie meine Verhaftung nichts mit Recht und Gesetz und Rechtsstaatlichkeit zu tun hatte, hat auch meine Freilassung nichts mit alledem zu tun», sagte der 44-Jährige sichtlich bewegt in seinem Statement. Er danke allen, die in der ganzen Zeit an seiner Seite gestanden hätten: Besonders seinen Anwälten, seinem Arbeitgeber, der Deutschen Bundesregierung und seiner Frau. «Natürlich freue ich mich, aber es bleibt etwas Bitteres zurück.»

Yücel erinnerte daran, dass immer noch viele Kollegen in der Türkei in Haft sitzen. Er habe seinen Zellennachbarn zurückgelassen, einen türkischen Journalisten, der nur wegen seiner journalistischen Tätigkeit in Haft sitzt – «und viele andere Journalisten, die nichts anderes getan haben, als ihren Beruf auszuüben.»

Türkei fordert bis zu 18 Jahre Gefängnis

Deniz Yücel wurde am Freitag nach ziemlich genau einem Jahr aus der Untersuchungshaft in der Türkei entlassen worden. Yücel hatte sich am 14. Februar 2017 freiwillig der Justiz gestellt. Kurz darauf war er wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden – bis zum Freitag ohne Anklageschrift. Anlass für die Festnahme war ein Interview mit einem hochrangigen Mitglied der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die die Türkei als Terrororganisation einstuft. Zugleich wurde eine Anklage gegen den deutsch-türkischen Journalisten zugelassen, die wegen mutmasslicher Terror-Unterstützung bis zu 18 Jahre Gefängnis fordert.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Freitag, ein Strafgericht in Istanbul habe die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft angenommen. Diese fordere darin wegen «Propaganda für eine Terrororganisation» und «Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindseligkeit» zwischen 4 und 18 Jahre Haft.

Zugleich habe das Gericht die Freilassung Yücels aus der Untersuchungshaft angeordnet, meldete Anadolu weiter. Das ist kein unübliches Verfahren in der Türkei: Gerichte können zu Beginn eines Verfahrens oder auch davor die Freilassung von Verdächtigen aus der Untersuchungshaft verfügen.

Ihre harte Linie gegen Journalisten behält die türkische Justiz weiterhin bei: So erhielten am selben Tag, an dem Yücel freikam, sechs Reporter eine lebenslange Freiheitsstrafe. (SDA/vof)

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