Erregung in Lugano wegen dieses Pärchens
«Wir machen hier Liebe, na und?»

Der Parco Ciani liegt mitten in Lugano TI. Es ist ein sonniger Sonntag, gegen 19 Uhr. Noch immer herrschen über 30 Grad im Schatten. Doch richtig heiss wird es beim Spielplatz, wo Kinder die Schwäne und Enten füttern. Dort schockt ein ganz anderes Gevögel die Passanten.
Publiziert: 29.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:39 Uhr
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Sex am Seeufer: Dieser Liebesakt schockiert Lugano. Das Paar trieb es vor aller Augen im Parco Ciani.
Foto: Anastacia Cuomo
Von Myrte Müller

«Wir kamen gerade vom Baden», sagt Anastacia Cuomo (26), eine gebürtige Russin, die in Lugano lebt. «Da sahen mein Bekannter und ich das Pärchen am Ufer auf einem Felsvorsprung. Die Frau hockte mit gespreizten Beinen auf dem Schoss des Mannes. Sie hatte das Kleid hochgezogen, er die Hose runtergelassen. Es war eindeutig.»

Der Bekannte lacht, Anastacia Cuomo schimpft. Da habe die Frau, offenbar sehr betrunken, rübergebrüllt: «Was guckst du? Wir machen hier Liebe, na und?» Cuomo ist empört: «Der Park ist voller Menschen, viele Kinder spielen hier. Ich fand die ganze Sache nur eklig.» Die Sales-Managerin sucht nach ­einem Polizisten, findet aber keinen weit und breit.

Das freche Paar will sie dennoch nicht einfach so davonkommen lassen und fotografiert es. Das Bild schickt sie an das Internet-Nachrichtenportal Ticinonline. Cuomo glaubt nicht, dass das Sex-Paar bloss exhibitionistisch veranlagt ist: «Es war sehr heiss und sie hatten zu viel getrunken.»

«Das ist ja wohl keine Entschuldigung», findet Carmen Zeiter (60) aus Visp VS. Die Hausfrau ist zu Besuch in Lugano. «Da sind doch Kinder im Park. Mit solchen Sachen wird die Schönheit des Parks zerstört», sagt die Walliserin. Eher angewidert reagieren auch die beiden belgischen Touristen Cedric Lienaux (32) und Milli Anissa (29). «Wenn wir so etwas sehen müssten, würde ich auf dem Absatz kehrtmachen», sagt Lienaux. Seine Freundin meint: «Es würde mich sehr stören. Der Ausflug in den Park hätte den ganzen Tag verdorben. Das ist nicht das Sightseeing, das wir in Lugano suchen.»

Michele Mengozzi (24) führt jeden Tag Hund Spyke im Park Gassi: «Ich verstehe ja, dass das Paar Lust auf Sex hatte, bei diesen Temperaturen. Das ist normal, aber es gibt andere Plätze. Ohne Publikum. Im Auto zum Beispiel.»

Kathya Bonatti (52) ist Sexualforscherin und Psychologin in Lugano. Sie erklärt, warum Pärchen bei Hitze so heiss werden: «Der Mann lässt sich von dem, was er sieht, stimulieren. Die Frau reagiert über den Tastsinn. In der Hitze tragen die Leute weniger am Leib, man trinkt mehr, oft Bier. Dann fallen die Hemmungen, und man weiss nicht mehr, was richtig und falsch ist.»

Anstatt die sich liebenden Pärchen zu bestrafen, hätte die Expertin eine ganz andere ­Lösung parat: «Schafft einen Liebespark mit Liebeslauben, schummrigem Wald und Kuschelwiese, wo sich die Pärchen verlustieren können. Ein Tor am Eingang könnte die Spanner ­abhalten. Dort müsste es Kondom-Automaten, Getränke und frische Leintücher geben. Das wäre wirklich bürgernah. Gerade die jungen Leute wissen oft nicht wohin, wenn sie sich lieben wollen.»

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