Energie
Versorgung laut Ministerium trotz Leck an Ölpipeline gesichert

Die Pipeline Druschba, die auch Deutschland mit russischem Erdöl versorgt, hat ein Leck. Wie es dazu kam, ist unklar. Doch der Vorfall erinnert an die Explosionen, die Löcher in die Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 rissen.
Publiziert: 12.10.2022 um 20:11 Uhr
Blick auf eine Pumpanlage am Ende der Erdöl-Pipeline "Druschba" (Freundschaft) in der Raffinerie PCK. (Archivbild)
Foto: SVEN KAESTNER

An der Ölpipeline Druschba, durch die Öl aus Russland nach Europa fliesst, ist in Polen ein Leck entdeckt worden. Die Ursache sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern am Mittwoch mit. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit in Deutschland trotz der Beschädigung gewährleistet. Die Raffinerien Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt erhielten weiter Rohöl über die Leitung, teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit.

Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt teilte mit, dass dort weniger Öl ankomme. «Aktuell findet die Rohöllieferung mit reduzierter Kapazität statt», hiess es. Die Versorgung der Region mit Treibstoffen und Heizöl sieht das Unternehmen derzeit aber nicht gefährdet. Nach Informationen von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) könnte es zwischen zwei und zehn Tagen dauern, bis die Pipeline repariert ist.

Die Beschädigung wurde laut dem polnischen Betreiber Pern am späten Dienstagabend an einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Leitung rund 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock gemeldet. Dies sei die Hauptleitung, über die das Rohöl nach Deutschland fliesse. Man halte Kontakt zu den deutschen Partnern, die Lieferung an das Nachbarland liefen «im Rahmen der technischen Möglichkeiten», hiess es.

Das Bundeswirtschaftsministerium beobachte die Lage und stehe mit allen betroffenen Stellen in engem Kontakt, sagte die Sprecherin in Berlin. «Sowohl in der PCK Schwedt wie auch in der Raffinerie Leuna wurden in den vergangenen Wochen bewusst vorsorglich die eigenen Ölvorräte vor Ort erhöht.» Schwedt und Leuna bekämen zudem Öl aus den Häfen Rostock und Danzig. Wegen des beschlossenen Ölembargos gegen Russland ab 1. Januar werden für Schwedt ohnehin Alternativen zur Ölversorgung benötigt. Die Bundesregierung hatte die Mehrheitseigner - zwei deutsche Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft - im September zudem unter staatliche Kontrolle gestellt.

Der Sprecher von Rosneft Deutschland, Burkhard Woelki, sagte, da noch unklar sei, wie schwer die Leckage sei und wie lange eine Reparatur dauern werde, lasse sich das Ausmass der Folgen für die Raffinerie in Schwedt noch nicht einschätzen. «Wir sind dabei, Vorkehrungen zu treffen, um die Versorgung sicherzustellen.» Die Raffinerie versorgt weite Teile Nordostdeutschlands mit Treibstoff.

Ende September hatten Explosionen mehrere Löcher in die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee gerissen. Nach den Detonationen waren aus mehreren Lecks an den beiden Pipelines tagelang ununterbrochen grosse Mengen Gas ausgetreten. Die Lecks lagen in internationalen Gewässern in den Ausschliesslichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Der Verdacht der Sabotage steht im Raum, die Bundesanwaltschaft ermittelt.

Das nun entdeckte Leck in der Druschba-Pipeline liegt nach Angaben der polnischen Umweltbehörde zwischen den Orten Boniewo und Chodecz. Vertreter der Umweltbehörde untersuchten die Schäden, auch ein Staatsanwalt sei anwesend.

Luftaufnahmen des polnischen Senders TVN24 zeigten eine grossflächige dunkle Verfärbung auf einem Maisfeld, in Senken hatten sich deutliche Lachen gebildet. Ein Chemie- und Umweltsanierungsteam ist seit dem Morgen dabei, die ölhaltige Substanz abzupumpen. Die Arbeiten würden noch bis zum Einbruch der Dunkelheit anhalten, sagte eine Feuerwehrsprecherin der Nachrichtenagentur PAP. Das Gelände müsse ausreichend trocken und stabil sein, damit es aufgegraben werden könne. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass Spezialisten des Pipeline-Betreibers an die Leitung herankommen und sie abdichten können.

«Die Ursache für das Leck in der Druschba-Pipeline wird derzeit untersucht. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Ursache des Ausfalls. Alle Hypothesen sind möglich», schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, auf Twitter.

Laut dem brandenburgischen Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) gibt es nach derzeitigem Erkenntnisstand keine Hinweise auf einen Anschlag. Er wolle aber auch nicht ausschliessen, dass es noch weitere Erkenntnisse gebe, sagte Steinbach am Mittwochabend im Landtag in Potsdam. «Wenn dort tatsächlich mit Sprengstoff oder Ähnlichem gearbeitet worden wäre wie bei Nordstream 1 und Nordstream 2, würde die Pipeline brennen. Das tut sie nicht, das ist eine gute Nachricht», sagte der Minister.

Die Pipeline Druschba (Freundschaft) zählt zu den grössten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas. Ihre Rohre verlaufen teils über und teils unter der Erde.

(SDA)

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