Sie seien um fünf Uhr in der Früh aus dem Schlaf gerissen worden, erinnern sich die Eltern des ermordeten Medizinstudenten Leo D. «Vor der Haustür stand unsere Tochter Judith und ein Polizeibeamter in Zivil», ist es Ruth D.* (81) noch heute gegenwärtig. «Sie sagte nur, Leo sei tot.» Sie hätten zuerst gedacht, Leo sei bei einem Autounfall gestorben. «Man stand völlig unter Schock», sagt Vater Jacobus D.* (81).
Mutter: «Ich nahm psychologische Hilfe in Anspruch»
Das Ehepaar empfing mich herzlich, um zu schildern, wie sich ihr Leben danach verändert hatte. «Es wird nie mehr so sein, wie es einmal war», meinten beide einstimmig. «Es gibt Zeiten, in denen ich nicht an Leo denke. Dann gibt es Phasen, wo er mir täglich in den Sinn kommt», sagt die Mutter. Sie habe psychologische Hilfe in Anspruch genommen. «Wir waren nicht alleine betroffen, auch die Täterfamilien haben sehr darunter gelitten. Später haben wir uns aussprechen können.»
Eltern wussten vom Anabolika-Handel
Einige Stunden vor der Schocknachricht war die Familie noch fröhlich um den Stubentisch gesessen, um den Geburtstag von Leos jüngerer Schwester zu feiern. Danach fuhr der Medizinstudent (24) nach Hause – in sein Verderben.
Was denken die Eltern heute über das Anabolika-Business ihres Sohnes? «Wir wussten, dass er damit handelte. Die Verpackungen standen ja in seiner Wohnung herum.» Es sei ihm nicht in erster Linie ums Geld gegangen, ist sich seine Mutter sicher. «Leo war ein junger Mann, der seine Grenzen gesucht hat. Dass er sich mit dem Geld Luxus geleistet hat, war ein Ventil seines schlechten Gewissens.»
*Namen bekannt