Die Hilfswerke und der Verkehrs-Club der Schweiz liessen erstmals den Umgang mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos analysieren.
«Gewonnen» hat der südkoreanische Hersteller Samsung SDI, der gesamthaft am besten abschnitt. Wichtiger, grösser und deshalb ungleich gefährlicher ist aber der letzte der Rangliste: Es ist der chinesische Weltmarktführer Contemporary Amperex Technology Co. Limited CATL, wie die Auftraggeber der Studie am Mittwoch mitteilten. Ihm werfen die Forscher mangelnde Transparenz vor.
«Die Rückverfolgbarkeit der Lieferketten weist indessen bei allen Herstellern erhebliche Mängel auf», kritisieren VCS und Hilfswerke. Kaum ein Hersteller macht Angaben zu den Minen, aus denen die Rohstoffe stammen.
Wenn die Unternehmen ihre Sorgfaltspflicht schon mal wahrnehmen, dann vornehmlich da, wo die Weltöffentlichkeit gerade hinblickt: auf sogenannte Konfliktmineralien und auf Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo beispielsweise, das wegen verbreiteter Kinderarbeit in den Minen als problematisch gilt.
«Andere Rohstoffe wie etwa Lithium oder Nickel, deren Abbau ebenfalls gravierende soziale und ökologische Schäden verursacht, werden weitgehend ausgeblendet», monieren die Studienverfasser.
Die Herausgeber der Studie fordern deshalb die Hersteller der Batterien auf, ihre Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette und für alle verwendeten Rohstoffe wahrzunehmen.
Entscheidend sind dabei die Arbeitsbedingungen in den entsprechenden Minen und die sozialen und Umweltfolgen in deren Umfeld. Zudem sollten die Unternehmen Missstände in den Lieferketten nicht nur identifizieren, sondern zusammen mit Akteuren der Zivilgesellschaft für Lösungen sorgen.
Verbesserungsmöglichkeiten sehen Fastenopfer, Brot für alle und der VCS auch im Ausbau des Recyclings. Solange es für Hersteller rentabler ist, neue Batterie-Rohstoffe in Entwicklungsländern fördern zu lassen statt alte wieder aufzubereiten, besteht von Produzentenseite kaum Interesse am Recycling. Hier müsste der Staat finanzielle Anreize schaffen, finden die Studien-Auftraggeber.
«Recycling muss auch dazu beitragen, die CO2-Emissionen der Akkuherstellung zu reduzieren. Bisher richten nur drei der untersuchten Unternehmen ihre Emissionsziele an den Zielen des Pariser Klimaabkommens aus», geben die Hilfswerke und der VCS zu bedenken.
Und schliesslich nehmen sie auch die Öffentlichkeit in die Pflicht. Unter dem Strich ist die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen zwar besser als jene von Fahrzeugen, die mit fossiler Energie betrieben werden. Aber noch besser als ein Elektroauto ist gar kein Auto: also öfter mal den Schlitten stehen lassen und den öV nehmen oder das Velo satteln.
(SDA)