GC-Anhänger sind am Samstagabend mit einem Extrazug der SBB von Lausanne zurück nach Zürich gereist. Zuvor hatte sich ihre Mannschaft auf der Lausanner Pontaise drei wichtige Punkte im Abstiegskampf erkämpft.
Trotzdem war die Stimmung auf der Rückfahrt alles andere als friedlich. Wie SBB-Sprecher Christian Ginsig zum «Tages-Anzeiger» sagt, sei es auf der Rückfahrt zu «erheblichen Ausschreitungen einer kleinen Gruppe von Fussballfans» gekommen.
Zugbegleiter ziehen die Notbremse und fliehen
Was er damit meint: Zehn gewaltbereite GC-Fans jagten das Zugpersonal und die Transportpolizei durch die Waggons. Das Personal zog sich in den hinteren Teil des Zuges zurück und verriegelte eine Durchgangstüre. SBB-Sprecher Christian Ginsig: «Die Fussballfans versuchten, die Zwischentür einzuschlagen und Mitarbeitende der SBB anzugreifen.»
Doch damit nicht genug: Aufgrund der Gewaltbereitschaft entschieden sich die Zugbegleiter die Notbremse zu ziehen. Als der Zug stoppte, ergriffen sie die Flucht. Auch der Lok-Führer machte sich aus dem Staub. Diese Vorfälle ereigneten sich gemäss SBB-Sprecher Ginsig alle zwischen Chavornay und Essert-Pittet im Kanton Waadt.
Die SBB hat genug
Aufgrund der Ausschreitungen verkehrte der Extrazug anschliessend nur noch bis Biel. Dort musste er bis am frühen Morgen abgestellt werden. Erst, als neue Zugbegleiter und Lokführer gefunden waren, ging die Reise weiter. Rund 30 Polizisten der Kantons- und 10 der Bahnpolizei begleiteten den Zug zurück nach Zürich. Zwischen Biel und Zürich kam es zu keinen weiteren Ausschreitungen mehr.
Die SBB wird die Vorfälle zur Anzeige bringen, wie es in einer Medienmitteilung vom Mittwochnachmittag heisst. Man akzeptiere keine Gewalt gegenüber Mitarbeitern. Zudem wird in Absprache mit den Fanorganisationen an den kommenden Wochenenden kein Extrazug für GC geführt, wie die SBB, der Grasshopper Club Zürich und die Swiss Football League in dem gemeinsamen Communiqué mitteilen.
«Absolut nicht tolerierbar»
Auch der Grasshopper Club Zürich verurteilt die Ereignisse. Diese Vorfälle seien «absolut nicht tolerierbar», wird GC-CEO Manuel Huber in der Mitteilung zitiert. Einmal mehr hätten einige wenige gewaltbereite Personen den Sport missbraucht und «mit ihren verwerflichen Taten» die 99 Prozent gewaltlosen Fans in Mitleidenschaft gezogen.
Die GC-Fanszene bedauerte auf ihrer Webseite «den Vorfall und die damit verbundenen Probleme im Bahnverkehr der SBB». Der Vorfall zeige, dass es nicht immer gelinge, «auf das Handeln aller anwesenden Fans Einfluss zu nehmen». Doch man wolle die Vorfälle aufarbeiten und sicherstellen, dass sich diese in Zukunft nicht wiederholten.
GC-Fans glaubte, SBB-Personal habe sie in Basel beklaut
Doch warum die Aggressionen? Auslöser sollen offenbar Ereignisse bei der letzten Auswärtsfahrt nach Basel gewesen sein. Dort seien während des Spiels Gegenstände aus dem Extrazug entwendet worden. Die GC-Fans beschuldigten daraufhin die SBB-Mitarbeiter.
Doch der wahre Grund für das Verschwinden der Gegenstände aus dem Zug war eine angeordnete Durchsuchung der Staatsanwaltschaft Basel. Das Problem: Dies wurde erst am Montag, also zwei Tage nach dem Eklat im Extrazug von Lausanne, bekannt. (nim/noo/SDA)