«Ich schäme mich, das Zeug meinen Gästen zu verkaufen»
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Angestellte im Video:«Schäme mich, das Zeug meinen Gästen zu verkaufen»

Ekel-Zustände in Winterthur – Mitarbeiterin Ella S.* (21) packt aus
«In unserem Burger King sollte keiner essen»

Ranziges Frittieröl, abgelaufene Produkte und unhygienische Zustände: Burger-King-Mitarbeiterin Ella S.* (21) packt über die Ekel-Zustände in der Filiale Winterthur Untertor aus.
Publiziert: 30.06.2023 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2023 um 08:50 Uhr
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Mitarbeiterin Ella S.* (21) zeigt Blick die Bilder, die sie im Burger King geschossen hat.
Foto: Qendresa Llugiqi
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Ella S.* (21) macht sich Sorgen. Sorgen um ihre Kunden. Seit rund sechs Monaten sollen Ekel-Zustände im Burger King in der Winterthurer Altstadt herrschen. Zu Blick sagt die junge Frau: «Ich wünschte den Kunden einen guten Tag. Dabei befürchtete ich immer, dass, wenn die Kunden unsere Produkte essen, sie bald aufs WC rennen müssten.»

Sie arbeitete rund ein Jahr dort. Ihren Job mochte sie. Seit einem Wechsel in der Geschäftsführung soll es allerdings drunter und drüber gegangen sein in der Filiale Untertor. «Inzwischen schäme ich mich, den Leuten das Essen herausgegeben zu haben. Denn ich ging davon aus, dass es eigentlich nicht mehr gut war», sagt S. «Deshalb betete ich immer, dass die Kunden nicht zurückkommen, um sich zu beschweren.»

Falsch gelagerte Lebensmittel

Bilder - die teilweise während einer Woche im Februar und an einem Wochenende im Juni geschossen wurden - zeigen eine bedenkliche Situation in der Küche: Das Frittieröl ist ranzig und dunkel. Grosse Mengen an tiefgekühlten Fleisch-Patties liegen vor einem Feuergrill. Oben fehlen Mini-Pfännchen für die Burger, also liegen sie direkt auf den Grillschienen. Gebratenes Fleisch wird in Behältern bei Zimmertemperatur in der Küche auf einer Theke zwischengelagert. S. sagt: «Eigentlich war das Fleisch bereits übergart und stand herum. Wir mussten es den Kunden trotzdem weitergeben.»

Auf einem der Fotos, die Blick zugestellt wurden, ist zu sehen, wie sich gleich neben dem Fleisch mehrere Salat-Tüten stapeln, wobei der Salat eigentlich in Behälter abgefüllt und im Kühlschrank gelagert werden müsste. Auch abgelaufene Produkte sind in der Küche zu finden, so etwa der Schnittsalat und der Crumble-Mix für das Nutella-Glace.

Unhygienische Zustände im Store

In der Küche sieht es unhygienisch aus: Verschmutzte Maschinen, dreckige Oberflächen und verschmutzte Böden stechen ins Auge. Auch die Lobby lädt nicht gerade zum Essen ein: Überall liegt Abfall und ungebrauchte Ausstattung. Die Wände sind schmutzig. Auch das WC sollte dringend gereinigt werden.

Schuld an allem soll die neue Filialleitung sein. «Sie weiss nicht, wie man einen solchen Laden führt und hält die Abläufe nicht ein», sagt S. So sei es die Pflicht der Filialleiterin, die Anweisung zur Reinigung des Stores an den Schichtleiter weiterzugeben. Diese müsste die Aufgaben anschliessend an die Mitarbeiter verteilen. «Doch das passiert nicht. Deshalb der ganze Dreck, das ganze Chaos.»

So habe sie den Eindruck bekommen, dass möglichst hohe Umsätze bei möglichst geringen Abschreibern erzielt hätten werden sollen. «Dafür übte man maximalen Druck auf uns Mitarbeiter aus», sagt S. «Man behandelte uns nicht fair und sprach sehr herablassend mit uns.» Jeder, der die Zustände im Store kritisierte, wurde entlassen, so S: «Mit mir sind es noch mindestens fünf andere, denen in den letzten sechs Monaten gekündigt worden ist.»

Zahlreiche Google-Rezensionen unterstreichen die getätigten Aussagen. So heisst es etwa: «Es roch nach Hölle dort drin. Die Burger waren trocken und ungeniessbar» und «Essen war nicht wirklich gut – im Vergleich zu anderen Burger Kings» oder «Im Restaurant herrscht Unordnung. Bezeichnenderweise ist dies erst seit circa vier Monaten so. Also seit Herbst 2022.»

«Fotos aus dem Zusammenhang gerissen»

Blick hat Burger King mit den Fotos aus der Küche der Filiale in Winterthur konfrontiert. In einer Stellungnahme streiten die Medienverantwortlichen allerdings ab, dass es in der Winterthurer Altstadt Probleme gäbe. «Burger King ist der Meinung, dass die Bilder und Videos aus dem Zusammenhang gerissen wurden und nicht die Realität und das Tagesgeschäft in den Restaurants widerspiegeln», heisst es. Und man ist sich sicher: Einige der Bilder seien zu Zeitpunkten aufgenommen worden, als das Restaurant bereits für die Gäste geschlossen war, sowie während Reinigungsarbeiten.

Vielmehr würden die Mitarbeitenden von Burger King die Restaurants in regelmässigen Abständen reinigen und desinfizieren. «Zusätzlich finden in den Restaurants regelmässige Inspektionen durch externe Prüfstellen statt, die die Hygienestandards von Burger King von unabhängiger Seite überprüfen. Das Restaurant in Winterthur hat erst kürzlich bei einer solchen Untersuchung gut abgeschnitten», heisst es seitens Burger King weiter.

Natürlich könne es, wo viele Menschen zusammenarbeiten, in Einzelfällen zu Fehlern kommen. «Deshalb schult Burger King seine Mitarbeitenden regelmässig und stellt sicher, dass die richtigen Abläufe von allen Seiten eingehalten werden».

Ex-Mitarbeiterin S. hat dies anders erlebt. Sie sagt klar: «In diesem Burger King sollte keiner essen – zumindest vorerst, bis sich hygienetechnisch etwas geändert hat.»

*Name der Redaktion bekannt

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