«Er hat mein Geld genommen, er hat meine Kreativität genommen, er hat mich in Situationen gebracht, wo ich hilflos wie ein Kind am Boden gelegen bin», sagt die deutsche Drehbuchautorin Ariela Bogenberger (55) über den selbst ernannten Guru Samuel Widmer (†68).
Der Gründer der Schweizer Sekte «Kirschblütengemeinschaft» propagierte den Einsatz von Drogen und Sex-Orgien. Seit seinem Tod diesen Januar führt seine Frau die esoterische Tantra-Gemeinschaft Lüsslingen-Nennigkofen SO an (BLICK berichtete).
Therapie mit Drogen und Sex
18 Jahre verbrachte Bogenberger dort, wurde mit LSD und MDMA vollgepumpt und musste bei Gruppen-Sex mitmachen. Alles im Sinne der von Widmer entwickelten «Psycholyse», die aus zwei Säulen besteht: Drogen und Sex! Dadurch sollte die Psychotherapie gestützt werden. Eine allumfassende Heilung der Seele erfolgen.
Doch in Wirklichkeit war es eine wilde Orgie, wie Bogenberger berichtet. «Man liegt aufeinander, und dann kommt es zum Äussersten. Den Orgasmus hat man auf dem, auf dem man gerade zufällig landet», erzählt Bogenberger in dem Interview, das kommenden Dienstag auf dem Bayerischen Rundfunk zu sehen sein wird. Erste Rezensionen der Doku sind bereits erschienen, etwa beim deutschen Branchenportal Meedia.
Jede Botschaft geglaubt
In den Fängen der Sekte denkt Ariela Bogenberger über all diese Zustände nicht nach. sie hinterfragt nicht, sondern gehorcht. Sie sagt selber über sich: Sie war in einem «wohligen, frühkindlichen Zustand». Damals hat sie jede Botschaft geglaubt, die dort in Lüsslingen-Nennigkofen verkündet wurde.
18 Jahre lang, dann kommt der Bruch mit der Sekte. Der Auslöser: Zwei Todesfälle in Berlin. Dort trieb es 2009 in Berlin ein Therapeut, ein Schüler Widmers, in einer Sitzung zu wild. Zwei Personen starben. Ein tragischer Vorfall.
Anders sah man das in der Schweizer «Kirschblütengemeinschaft». Da gibt man den Verstorbenen die Schuld. Von Mitleid keine Spur. «Ich dachte damals: Eigentlich bin ich in der Mafia gelandet. Ein Menschenleben zählt nicht viel bei uns.»
Heute will sie helfen
Bogenberger ist froh darüber den Absprung geschafft zu haben. Nun möchte sie anderen helfen. «Mir haben die Erlebnisberichte anderer Aussteiger sehr geholfen, zu verstehen was mit mir passiert ist.
Deshalb habe ich meine Geschichte öffentlich gemacht und begonnen mich mit anderen Betroffenen zusammenzutun, um das Thema spirituellen Missbrauch und Manipulation anzugehen», schreibt sie in einer Stellungnahme auf der Internetseite des «Bayerischen Rundfunks». (jmh)