Moschee-Schützen-Opfer Abdi O.
«Es bleibt keine Zeit zum Reagieren»

Noch immer ist wenig bekannt über den Moschee-Schützen von Zürich. Vertreter der somalischen Diaspora vermuten einen rassistischen Hintergrund.
Publiziert: 20.12.2016 um 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:57 Uhr
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Die Trauer unter den Somaliern ist gross.
Foto: Blick
Michael Sahli und Shamiran Stefanos

Nach dem Angriff auf eine sunnitische Moschee in der Nähe der Zürcher Langstrasse sitzt der Schock bei den Somaliern in Zürich tief. Das Gebetshaus war ein beliebter Treffpunkt für die somalische Diaspora (BLICK berichtete).

Bei Bashir Gobdon (46), Sprecher der Exil-Somalier in der Schweiz und interkultureller Vermittler, klingelt das Telefon seit gestern Abend permanent. «Ich stand die ganze Nacht in Kontakt mit Angehörigen und Gläubigen.» Sogar der somalische Innenminister habe sich bei ihm nach dem Zwischenfall erkundigt.

Gobdon steht auch mit der Ehefrau von Abdi O.* in engem Austausch. Er ist einer der drei Männer, die beim Angriff verletzt wurden. Seiner Ehefrau erzählte der Verletzte, dass es sich beim Schützen nicht um einen Moschee-Gänger gehandelt habe. Sondern «um einen Weissen». «Wir gehen darum von einem rassistischen Motiv aus», so Godbon.

Der bewaffnete Angreifer habe etwas Unverständliches gesagt und das Feuer eröffnet. «Es blieb keine Zeit zum Reagieren», sagte Abdi O. seiner Frau.

Täter hat am Sonntag einen Bekannten getötet

Auch Itani Itani, ein Sprecher der muslimischen Glaubensgemeinschaft, sagt: «Laut dem Wissensstand unserer Gemeindemitglieder handelte es sich beim Schützen um einen hellhäutigen Mann.»

Wie die Staatsanwaltschaft heute in einer Pressekonferenz bekanntgab, handelt es sich beim Schützen um den Mann, der zwei Stunden nach den Schüssen tot unter der Gessnerbrücke beim Hauptbahnhof gefunden hatte.

Der Mann ist ein 24-jähriger Schweizer aus dem Bezirk Uster. Er ist auch für ein Tötungsdelikt verantwortlich: DNA-Auswertungen haben ergeben, dass er am vergangenen Wochenende einen Mann auf einem Spielplatz in Schwamendingen umbrachte. «Es könnte sich um Okkultismus handeln, der mutmassliche Täter interessierte sich für Okkultismus», sagte die Staatsanwältin an der Pressekonferenz.

Der Schweizer wurde vor sieben Jahren einmal polizeilich erfasst - wegen eines Velodiebstahls. Daher hatte die Polizei seine DNA und sein Bild. Bis vergangene Woche hatte der Täter auch eine Arbeitsstelle. Am Freitag verliess er diese aber. Der Täter soll «auch ghanaische Wurzeln» haben, wie die Staatsanwältin an der Pressekonferenz sagte.

* Name der Redaktion bekannt

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