Das Schicksal von Edwin Gutjahr (56) löste Unverständnis, Wut und Mitgefühl aus. Die SBB schoben ihn nach 28 Dienstjahren aufs Abstellgleis (BLICK berichtete). Sein halbes Leben unterhielt er die Loks im Erstfelder Bahndepot, dann wurde der gelernte Metallbauschlosser im Frühling ausrangiert.
«Ich bin überglücklich»
Gutjahr war verzweifelt. Doch jetzt lacht der Urner wieder. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGBahn) holt ihn vom Abstellgleis. Er fängt am 1. Januar in Andermatt UR als Mechaniker an: «Für mich wird Weihnachten ganz besonders schön», sagt er zu BLICK. «Ich bin überglücklich.»
Kein Job aus Mitleid
Doch die MGBahn stellt ihn nicht etwa aus Mitleid ein: Seine gute Qualifikation und die langjährige Erfahrung gaben den Ausschlag. Sein neuer Chef, Hans Grepper (56), sagt: «Herr Gutjahr setzte sich gegen zehn Konkurrenten durch. Davon waren viele jünger als er.» Grepper ist überzeugt: «Sein Alter birgt auch Vorteile. Vermutlich arbeitet er bis zur Pension für uns.» Ein 30-Jähriger verlasse die Firma eher nach kurzer Zeit wieder.
Zusage traf ihn unerwartet
Gutjahr kann sein Glück kaum fassen: «Ehrlich gesagt sah ich schwarz. Ich glaubte nicht an die Stelle.» Darum wird der Mechaniker den Moment der Zusage nie vergessen. Seine Frau und er reisten gerade im Zug von Barcelona zurück in die Schweiz, als das Telefon klingelte: «Es war ein bewegender Augenblick. Uns fiel eine enorme Last von den Schultern.» Aus lauter Freude feierten die beiden die Nachricht mit einem Essen im Speisewagen.
Nun freut sich Gutjahr auf die Herausforderung. «Die Matterhorn-Gotthard-Bahn hat Rollmaterial, das ich nicht kenne.» Für einen SBB-Veteranen sei das spannend. Auch sein neuer Chef ist überzeugt, dass sich der Neuzugang schnell ins 15-köpfige Team eingliedern wird: «Er hat Erfahrung und passt auch vom Charakter her zu uns.»