Ebola breitet sich weiter aus
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Mehr als 1600 Todesfälle:Ebola breitet sich weiter aus

Epidemie im Kongo
Internationaler Gesundheitsnotstand wegen Ebola ausgerufen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der anhaltenden Ebola-Epidemie im Kongo eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» ausgerufen. Sie folgte damit der Empfehlung eines Expertenrates, der am Mittwoch in Genf beraten hatte.
Publiziert: 19.07.2019 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2019 um 11:47 Uhr
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Auf Empfehlung eines Expertenrates hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen der anhaltenden Ebola-Epidemie im Kongo eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» ausgerufen.

Damit will die WHO dem Kampf gegen die Krankheit im Kongo und den Nachbarländern verschärfen. Zu dem Massnahmen können etwa bessere Ausstattung von Behandlungszentren und die Ausbildung weiterer Hilfskräfte gehören. Die WHO stellt aber klar, dass sie zur Zeit nicht von einer Ausweitung der lebensgefährlichen Seuche über die Region hinausgeht.

Bisher droht keine globale Ebola-Epidemie

Die WHO stellt aber klar, dass sie zur Zeit nicht von einer Ausweitung der lebensgefährlichen Seuche über die Region hinaus ausgeht.

«Dies ist absolut keine globale Bedrohung», sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Robert Steffen. Es bleibe bei einer regionalen Bedrohung. Selbst in der Region seien Grenzschliessungen nicht nötig. Das könne den Kampf gegen die Krankheit noch erschweren, weil Menschen dann womöglich Schleichwege benutzten und nicht die offiziellen Grenzübergänge, wo medizinisches Personal bei Passanten nach Krankheitsanzeichen Ausschau hält.

Die WHO ist besorgt, weil der Ausbruch nach einem Jahr noch nicht unter Kontrolle ist. In der Millionenstadt Goma gab es am Wochenende den ersten Fall, und im Nachbarland Uganda sind im Juni drei Fälle bekannt geworden. Im Kongo gab es bis Mittwoch mehr als 2500 Ebola-Fälle und mehr als 1600 Tote.

«Die Situation (im Goma) ist unter Kontrolle», versicherte Kongos Gesundheitsminister Oly Ilunga Kalenga in Genf Anfang der Woche. Die Gesundheitsbehörden hätten sich seit Monaten auf einen solchen Fall vorbereitet. Der Betroffene, ein Pastor, der aus Butembo anreiste, ist inzwischen gestorben. Weitere Fälle wurden bis Mittwoch nicht bekannt, so die WHO.

Ein Viertel aller Fälle bleiben unentdeckt

Das Gesundheitsministerium hatte den Ausbruch der 10. Ebola-Seuche im Land am 1. August 2018 bestätigt. Nach der verheerenden Epidemie in Westafrika 2014/2015 mit mehr als 11'000 Todesopfern ist dies der bislang schlimmste Ebola-Ausbruch.

«Der Ausschuss hält es nicht für nötig, Überwachungsstellen an Flughäfen oder anderen Häfen ausserhalb der Region einzurichten», hiess es in der Mitteilung des Ausschusses. An die betroffenen Länder ging die Empfehlung, die Überwachung zu verbessern, damit alle Fälle früh entdeckt und die Betroffenen in Behandlungszentren gebracht werden.

Die WHO geht davon aus, dass bislang womöglich nur 75 Prozent der Fälle entdeckt werden. Manche Betroffene sterben, ohne dass die Familien sich bewusst sind, dass der Angehörige Ebola hatte. Ohne Medikamente sterben 70 Prozent der Infizierten. Mit Medikamenten überleben 70 Prozent. Deshalb empfiehlt die WHO unter anderem, die Aufklärung über die Seuche weiter zu verbessern und mehr Anstrengungen zu unternehmen, dass Verdachtsfälle sofort gemeldet und Betroffene in Behandlungszentren gebracht werden.

Wo im Kongo grassiert das Virus?

Die Seuche wütet in einer Region im Osten des Landes, die seit Jahren von rivalisierenden Rebellen terrorisiert wird. Das macht die Bekämpfung besonders schwierig. Helfer werden in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri immer wieder attackiert. Seit Anfang des Jahres gab es nach Angaben der WHO fast 200 Übergriffe, und sieben Ebola-Helfer kamen ums Leben.

Nachbarländer bereiten sich vor - Grenzen bleiben aber offen

Nachbarländer sollten die regulatorische Genehmigung des noch experimentellen Impfstoffs jetzt voran treiben, damit er im Fall eines Ausbruchs schnell eingesetzt werden kann, so der Ausschuss. Für Länder fernab des Krisenherdes hat die Erklärung des Notstands zunächst keine Auswirkungen. «Kein Land sollte Grenzen schliessen oder andere Beschränkungen von Reisen und Handel verfügen», hiess es in den Empfehlungen.

In Alarmbereitschaft sind auch die Nachbarländer, vor allem Südsudan, Uganda, Ruanda und Burundi. Gerade wurde bekannt, dass eine kongolesische Fischhändlerin an Ebola gestorben ist, die vergangene Woche auf einem Markt in Uganda war und dort auch Krankheitssymptome gezeigt hatte. 

Die Behörden schickten sofort vier Impfteams und andere Helfer los, um Menschen zu finden, die mit der 22-jährigen Frau in Kontakt waren. In Uganda selbst gab es bislang drei Ebola-Fälle. Alle drei Patienten waren Mitte Juni gestorben, und es gab seitdem keine neuen bestätigten Fälle.

Was ist Ebola?

Das Ebola-Virus wurde erstmals 1976 in der Demokratischen Republik Kongo registriert und ist nach einem dortigen Fluss benannt.

Das Virus tritt vor allem in Afrika auf. Der Erreger lässt die Blutgerinnung zusammenbrechen und führt daher zu starken Blutungen aus allen Körperöffnungen. Wird Ebola nicht behandelt, besteht eine Fatalitätsrate von 90%.

Was sind die Symptome?

Ebola startet normalerweise mit grippeähnlichen Symptomen wie:

  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Fieber
  • Schüttelfrost

Die extremen hämorrhagischen Symptome, wie das Bluten aus den Augen, sind zwar relativ selten, haben aber das Krankheitsbild der Infektion geprägt. Weitere Symptome sind:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Blutarmut
  • Verwirrung
  • Schliesslich innerliche wie äusserliche Blutungen

Wie steckt man sich mit Ebola an?

Die Inkubationszeit von Ebola – die Zeit zwischen der Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome – liegt zwischen 3 und 21 Tagen. Im Mittel sind es 12 Tage.

Ebola ist eine Infektionskrankheit und wird via Tröpfcheninfektion übertragen. Das heisst, werden Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder anderes ausgetauscht, kann es schnell zu einer Infektion kommen.

Das Virus breitet sich unter anderem deshalb so schnell aus, weil oftmals Familienangehörige sich aus Unwissen ungeschützt um bereits Infizierte kümmern und sich so anstecken. Ebola-Viren können aber auch ausserhalb eines Wirtes (ob Mensch oder Tier) mehrere Tage bei Zimmertemperatur überleben. Deshalb ist regelmässige Desinfektion bei der Ebola-Bekämpfung so wichtig.

Das Ebola-Virus wurde erstmals 1976 in der Demokratischen Republik Kongo registriert und ist nach einem dortigen Fluss benannt.

Das Virus tritt vor allem in Afrika auf. Der Erreger lässt die Blutgerinnung zusammenbrechen und führt daher zu starken Blutungen aus allen Körperöffnungen. Wird Ebola nicht behandelt, besteht eine Fatalitätsrate von 90%.

Was sind die Symptome?

Ebola startet normalerweise mit grippeähnlichen Symptomen wie:

  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Fieber
  • Schüttelfrost

Die extremen hämorrhagischen Symptome, wie das Bluten aus den Augen, sind zwar relativ selten, haben aber das Krankheitsbild der Infektion geprägt. Weitere Symptome sind:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Blutarmut
  • Verwirrung
  • Schliesslich innerliche wie äusserliche Blutungen

Wie steckt man sich mit Ebola an?

Die Inkubationszeit von Ebola – die Zeit zwischen der Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome – liegt zwischen 3 und 21 Tagen. Im Mittel sind es 12 Tage.

Ebola ist eine Infektionskrankheit und wird via Tröpfcheninfektion übertragen. Das heisst, werden Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder anderes ausgetauscht, kann es schnell zu einer Infektion kommen.

Das Virus breitet sich unter anderem deshalb so schnell aus, weil oftmals Familienangehörige sich aus Unwissen ungeschützt um bereits Infizierte kümmern und sich so anstecken. Ebola-Viren können aber auch ausserhalb eines Wirtes (ob Mensch oder Tier) mehrere Tage bei Zimmertemperatur überleben. Deshalb ist regelmässige Desinfektion bei der Ebola-Bekämpfung so wichtig.

Ein Ebola-Erreger, aufgenommen mit einem Transmissionselektronenmikroskop: Eine Infektion mit diesem Virus endet oft tödlich, bisher gibt es noch kein Heilmittel, eine Impfung ist in der Entwicklung.
Ein Ebola-Erreger, aufgenommen mit einem Transmissionselektronenmikroskop.
KEYSTONE/AP CDC/FREDERICK MURPHY

Mehr Geld für Impfstoffe gefordert

Mehr Menschen müssten gegen das gefährliche Virus geimpft werden, verlangte die Präsidentin der Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen», Joanna Liu.

Die britische Organisation Wellcome Trust setzte sich dafür ein, einen zweiten bereits entwickelten Impfstoff schnell zur Behandlung zuzulassen, um mehr Menschen impfen zu können. Bislang beschränken sich Helfer darauf, Angehörige und Freunde von Betroffenen sowie deren Kontakte zu impfen. Dafür sei genug Impfstoff vorhanden, betont die Regierung. 

«Länder sollten nicht warten, bis Ebola sich über die Grenzen ausbreitet oder an ihrer Türschwelle ankommt, bevor sie etwas tun», meinte Josie Golding vom Wellcome Trust.

Auch die Hilfsorganisation World Vision forderte mehr Mittel, um die humanitären Bedürfnisse in der Ebola-Zone zu decken und die Akzeptanz der Präventionsarbeit und der Kontrollen in der Bevölkerung zu verbessern. «Die WHO-Erklärung sollte ein Weckruf sein», teilte Moussa Sangara mit, der den Ebola-Einsatz für World Vision leitet.

Erst viermal Notstand ausgerufen

Die Verhängung des weltweiten Gesundheitsnotstands ist eine aussergewöhnliche Massnahme, die die WHO bislang erst vier Mal ergriff: 2009 wegen der H1N1-Grippe, 2014 einmal wegen der Kinderlähmung und zum anderen wegen der Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone sowie 2016 wegen des Zika-Virus in Lateinamerika.

Ein unabhängiger Expertenausschuss hatte der WHO am Mittwochabend im vierten Anlauf empfohlen, den Notstand zu erklären. Es handelt sich um eine Eskalationsstufe bei Ausbrüchen gefährlicher Krankheiten, die robustere Anstrengungen der Weltgemeinschaft zu Beendigung der Krise auslösen soll. 

Dreimal seit Beginn des Ebola-Ausbruchs vor einem Jahr hatte der Ausschuss sich dagegen entschieden. Den Experten ist es wichtig, keine Panik zu schüren, und die betroffenen Länder nicht durch Handelsbeschränkungen oder Flugunterbrechungen zu isolieren. (SDA)

WHO-Gesundheitsnotstände

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft den Internationalen Gesundheitsnotstand aus, wenn eine Seuche mehrere Länder bedroht und eine koordinierte internationale Antwort erforderlich ist.

Am 17. Juli 2019 rief sie eine «Gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» für den Ebola-Ausbruch im Kongo aus. Bisher hat sie gab es bereits vier Situationen, in denen die WHO den Notstand ausrief:

  • Ebola 2014:
    Es war der bisher folgenschwerste bekannte Ausbruch von Ebola-Fieber in der Geschichte. In Westafrika erkrankten mehr als 28'000 Menschen, über 11'000 starben. Vor allem Guinea, Liberia und Sierra Leone waren betroffen.
     
  • Polio, 2014:
    Der Notstand wegen der Kinderlähmung dauert - anders als die anderen, die die WHO nach der Eindämmung aufhob - bis heute an. Er wurde mehrmals verlängert, zuletzt im Mai 2019 um weitere drei Monate. Eine Übertragung der Polio-Erreger gab es 2018 und in diesem Jahr bisher nur in Afghanistan und Pakistan. In Pakistan, wo es viele Impfgegner gibt, steigt die Zahl der Fälle derzeit an.
     
  • Zika, 2016:
    Allein in Brasilien sollen sich damals mehr als eine Million Menschen infiziert haben. Eine Infektion mit dem vor mehr als 70 Jahren erstmals in Uganda entdeckten Virus kann bei Neugeborenen zu Schädelmissbildungen führen.
     
  • Schweinegrippe, 2009:
    Der Seuche fielen nach WHO-Angaben mehr als 18'400 Menschen in rund 200 Ländern zum Opfer. Das H1N1-Virus hatte sich zunächst vor allem in Mexiko und den USA ausgebreitet. In Deutschland gab es 2009/2010 über 226'000 gemeldete Fälle, 258 Patienten starben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft den Internationalen Gesundheitsnotstand aus, wenn eine Seuche mehrere Länder bedroht und eine koordinierte internationale Antwort erforderlich ist.

Am 17. Juli 2019 rief sie eine «Gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» für den Ebola-Ausbruch im Kongo aus. Bisher hat sie gab es bereits vier Situationen, in denen die WHO den Notstand ausrief:

  • Ebola 2014:
    Es war der bisher folgenschwerste bekannte Ausbruch von Ebola-Fieber in der Geschichte. In Westafrika erkrankten mehr als 28'000 Menschen, über 11'000 starben. Vor allem Guinea, Liberia und Sierra Leone waren betroffen.
     
  • Polio, 2014:
    Der Notstand wegen der Kinderlähmung dauert - anders als die anderen, die die WHO nach der Eindämmung aufhob - bis heute an. Er wurde mehrmals verlängert, zuletzt im Mai 2019 um weitere drei Monate. Eine Übertragung der Polio-Erreger gab es 2018 und in diesem Jahr bisher nur in Afghanistan und Pakistan. In Pakistan, wo es viele Impfgegner gibt, steigt die Zahl der Fälle derzeit an.
     
  • Zika, 2016:
    Allein in Brasilien sollen sich damals mehr als eine Million Menschen infiziert haben. Eine Infektion mit dem vor mehr als 70 Jahren erstmals in Uganda entdeckten Virus kann bei Neugeborenen zu Schädelmissbildungen führen.
     
  • Schweinegrippe, 2009:
    Der Seuche fielen nach WHO-Angaben mehr als 18'400 Menschen in rund 200 Ländern zum Opfer. Das H1N1-Virus hatte sich zunächst vor allem in Mexiko und den USA ausgebreitet. In Deutschland gab es 2009/2010 über 226'000 gemeldete Fälle, 258 Patienten starben.
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