Insgesamt wurden 246 Dschihadisten und sieben Zivilisten seit Beginn der Gefechte getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte. Zudem seien unter den Todesopfern auch Gefängniswärter und Kämpfer der von Kurden angeführten Demokratischen Kräfte (SDF), die das Gefängnis wieder unter ihre Kontrolle bringen wollten. Vor einer Woche hatten die Aktivisten noch rund 130 Tote gezählt.
IS-Kämpfer griffen das Gefängnis vor anderthalb Wochen an, um Tausende ihrer dort inhaftierten Anhänger zu befreien. Dutzende Menschen wurden den Angaben der Aktivisten zufolge seitdem zum Teil schwer verletzt. Zehntausende Zivilisten flohen vor den Kämpfen aus der Region im Nordosten des Bürgerkriegslandes.
Gefängnis wieder unter Kontrolle der SDF
Der Überfall war einer der schwersten Angriffe des IS in Syrien seit Jahren. US-Truppen unterstützten den Kampf gegen die Extremisten mit Luftschlägen. Die SDF-Truppen haben das Gefängnis und die Umgebung nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte inzwischen wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Sie durchsuchen demnach aber weiterhin das Gebäude und die Gegend. Bis zuletzt hatten sich noch Terroristen im Gefängnis verschanzt. Am Samstag kam es den Aktivisten zufolge auch noch zu Zusammenstössen zwischen dem IS und den von Kurden angeführten Truppen.
Die US-Regierung dankte den SDF-Truppen für ihren Einsatz, um das Gefängnis wieder vollständig unter Kontrolle zu bringen. Dank ihres Mutes und ihrer Entschlossenheit sei es dem IS nicht gelungen, in grossem Stil inhaftierte Kämpfer zu befreien, um die Organisation wieder zu stärken, erklärte US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. Das «barbarische Handeln» der IS-Kämpfer während des Angriffs unterstreiche die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit, um ein Erstarken des IS zu verhinden.
Furcht vor erneutem Aufstieg des IS
In einer in den sozialen Medien verbreiteten Erklärung des IS hiess es, mehr als 800 Gefangene seien bei dem Überfall geflohen. Laut SDF sollen zahlreiche Gefangene wieder gefasst worden sein.
Die IS-Terrormiliz hatte im Sommer 2014 grosse Gebiete im Norden und Westen des Iraks eingenommen und dort ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Zum Herrschaftsgebiet der Extremisten gehörten auch grosse Teile des benachbarten Syriens. Mit militärischer Unterstützung der USA und anderer Staaten drängten die irakischen Sicherheitskräfte die Terrormiliz zurück. In Syrien nahmen von Kurden angeführte Truppen im Frühjahr 2019 die letzte IS-Hochburg ein. Beobachter warnen vor einem Wiederaufstieg der Terrormiliz. (SDA)