Dreckige Hände, hustende Köche, schmutzige Brettli
TV-Kochshows gefährden die Gesundheit

Kochshows sollten besser nicht als Vorbild gelten: Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung warnt, dass TV-Köche alle 50 Sekunden Hygienefehler in der Küche machen.
Publiziert: 22.01.2018 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:32 Uhr
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Die Küchenhygiene in deutschen TV-Kochsendungen lässt laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu wünschen übrig.
Foto: Photo_Concepts
Franziska Pahle

Ekel-Alarm in deutschen TV-Kochshows! Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland warnt in einem neuen Bericht vor katastrophaler Küchenhygiene in dem beliebten TV-Format. Insgesamt 100 Folgen verschiedener Shows wurden dafür analysiert.

René Schudel sieht das Problem im TV-Schnitt

Dabei fiel auf: Die Köche wischen sich ihre schmutzigen Hände am Geschirrtuch ab, würzen oder salzen mit den Fingern oder reinigen Schneidebretter zwischen den Arbeitsgängen nicht ausreichend. Besonders eklig: Die Köche wuschen sich nach Kratzen, Niesen oder Husten nicht die Hände.

«Das ist an den Haaren herbeigezogen», sagt der Schweizer TV-Koch René Schudel (41) zu BLICK. «Eine Kochsendung lebt von der Dynamik und vom Schnitt. Der Zuschauer sieht nicht, dass sich der Koch in den Pausen die Hände wäscht.»

Formel-1-Fahrer könne man nicht die Schuld für Raser geben

Das BfR geht davon aus, dass die gezeigte schlechte Küchenhygiene auf den TV-Zuschauer abfärbt: «Personen, die Kochvideos mit einwandfreier Küchenhygiene sehen, machen beim Nachkochen weniger Hygienefehler als diejenigen, die fehlerhafte Kochvideos sehen.»

Das sieht Schudel anders. «Ich bezweifle, dass eine Kochsendung schuld daran sein soll. Und die Leute das abschauen. Ich kann einen Formel-1-Fahrer auch nicht dafür verantwortlich machen, wenn ich zu schnell fahre.»

«Irgendwann sterben wir gesund»

Jährlich werden mehr als 100'000 Erkrankungen gemeldet, die wahrscheinlich durch lebensmittelbedingte Infektionen verursacht wurden. Mangelnde Hygiene ist ein Grund für die Übertragung von Keimen. «Sauberkeit ist eine Grundeinstellung», sagt Schudel. Er sieht das Problem der Infektionen und den Querkontaminationen vielmehr in den Lagerzeiten von Lebensmitteln und in der Unterbrechung der Kühlkette. «Wenn man Fleisch kauft und das im Auto nach Hause transportiert, dort fängt eigentlich die Problematik schon an.»

Schudel betont: «Ich finde diesen Hygienefimmel übertrieben. Wir schwächen unseren Körper. Irgendwann sterben wir gesund.»

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