Donnerwetter im Hexenhaus

Publiziert: 05.05.2006 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:47 Uhr
Frank Siering

Nach acht Jahren ist bei «Charmed» die letzte Klappe gefallen. Jetzt packen die Stars aus, wie es hinter den Kulissen zuging

Von Frank Siering (Text und Interview)
Foto: Cinetext


Acht Jahre zauberten Alyssa Milano, Holly Marie Combs und im Wechsel Shannen Doherty und Rose McGowan sich in die Herzen der Zuschauer. In der Serie «Charmed» spielten sie drei gute Hexen, die unschuldigen Opfern halfen, sich gegen die bösen Mächte zu wehren.

Doch im wahren Leben versagte die «Macht der drei» und jetzt fiel die letzte Klappe. «Wir wurden praktisch gefeuert», empört sich
Rose. «Unsere Verträge wurden kommentarlos nicht verlängert. Den Forderungen unserer Fans hat keiner Gehör geschenkt.»

Ärger lag schon lange in der Luft hinter den Kulissen. «Wir wurden nie gut behandelt», sagt Rose. «Wir waren immer wie das hässliche Stiefkind des Senders», ergänzt Holly. Aber solange die drei Freundinnen zusammenhielten, ertrugen sie die schlechte Stimmung. Anfangs bekamen sie immerhin noch ein wenig Anerkennung wegen der

hohen Einschaltquoten, doch von Staffel zu Staffel schalteten mehr und mehr Zuschauer weg. Seitdem wehte ein eisiger Wind aus dem Studio. Im Akkord mussten die drei die Folgen abdrehen. «Wir mussten schuften wie die Pferde, unsere Beziehungen gingen zum Teil kaputt, weil wir jeden Tag zwölf bis 16 Stunden am Set waren», so Alyssa. «Ich fühlte mich elend. Wir haben alles für diese Serie gegeben.» Ein Dankeschön gab es keins, ganz im Gegenteil: Die drei mussten sogar die letzte Weihnachtsfeier aus ihrer eigenen Tasche finanzieren. «Ich bekam die Rechnung sogar noch vor der Einladung. Das TV-Business ist wie Fabrikarbeit», sagt Holly, die sich jetzt auf ihren Sohn Finley konzentrieren möchte. Auch Alyssa möchte um keinen Preis der Welt weiterdrehen: «So eine Qual wie Charmed tue ich mir nie wieder an.»

Für sie hat die Tortur ernsthafte Folgen, sie überlegt sogar, ob sie eine Psychotherapie machen soll. In jedem Fall will sie sich erst mal um ihr Privatleben kümmern. Sorgen um die Zukunft muss sie sich keine machen: «Ich habe ganze 335 Skripts und Rollenangebote zu Hause liegen.»

Aber Film muss es schon sein. Wie Rose McGowan hat auch Alyssa Milano keine Lust mehr aufs Fernsehen.

Eines steht fest: Die drei Schauspielerinnen wollen engen Kontakt halten. Acht Jahre durch die Hölle gehen, das schweisst eben zusammen – auch ohne Zauberkräfte.


Interview mit Alyssa Milano

Über die Arbeit an «Charmed» ist ihre Ehe kaputtgegangen. Jetzt will sich Alyssa Milano, 33, endlich um ihr Privatleben kümmern

SIE+ER: Wie fühlst du dich, jetzt da die Zeit mit «Charmed» zu Ende geht?
Alyssa: Na ja, es ist schon merkwürdig. Zum einen bin ich natürlich traurig. Die Mädels waren ja wie eine Familie für mich. Zum anderen bin ich aber froh, dass es vorbei ist.

SIE+ER: Wenn du Bilanz ziehst – hat dir die Serie mehr Unglück als Glück gebracht?
Alyssa: Hmm, wohl ein bisschen von beidem. Ich habe viel Geld mit der Serie verdient. Aber ich bin auch ziemlich vereinsamt. Immerhin ist meine Ehe kaputtgegangen.

SIE+ER: Aber heute bist du doch nicht mehr einsam?
Alyssa: Ich habe letzten Silvester ganz allein zu Hause verbracht. Da habe ich mich schon sehr einsam gefühlt. Das war wirklich hart.

SIE+ER: Es gibt also keinen Mann in deinem Leben?
Alyssa: Nein, im Moment nicht. Deshalb will ich auch mal eine Pause machen und mich wirklich um mein Privatleben kümmern.

SIE+ER: Du hast schon als kleines Mädchen vor der Kamera gestanden. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es sein wird, kein Fernsehen mehr zu machen?
Alyssa: Nicht so richtig, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich will es unbedingt versuchen. Ich muss vielleicht erst einmal einen Therapeuten aufsuchen, um von der Sucht TV loszukommen.

SIE+ER: Stimmt es, dass du in deiner Freizeit noch immer Pornofaker im Internet jagst?
Alyssa: Ja, mein Bruder hat meinen Namen gegoogelt und festgestellt, dass ich mit ganz vielen Pornoseiten in Verbindung gebracht werde. Das hat mich total geschockt. Deshalb hat meine Familie vor Jahren die Organisation «Safe Searching» gegründet. Wir versuchen, das Internet von Pornosündern zu säubern.

SIE+ER: Sicher kein leichtes Unterfangen, oder?
Alyssa: Nein, ist es wirklich nicht. Aber wenn wir das Netz nur ein bisschen sicherer für Kids machen können, dann wäre das schon ein grosser Erfolg.

SIE+ER: Wenn du auf die lange Zeit mit «Charmed» zurückblickst – gibt es eigentlich eine Lieblingsepisode, die du immer in Erinnerung behalten wirst?
Alyssa: Sie ist zwar nicht unbedingt meine Lieblingsfolge, aber mit Sicherheit behalte ich die Meerjungfrauen-Episode in Erinnerung. Da musste ich in dieses Kostüm steigen, das mir den Busen total abgeschnürt hat – es hat Wochen gebraucht, bis die Schürfwunden endlich verheilt waren.

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