So grosse Schmerzen hatte Paul Riniker (69) noch nie: Der Regisseur («Usfahrt Oerlike») lag wegen seines Blinddarms an Neujahr im Spital, wurde mit Antibiotika vollgepumpt. «Es war haarscharf», sagt er. «Ich habe Glück, dass ich lebe.»
Vor Weihnachten stand Riniker im Berner Tojo auf der Bühne. Im Stück «Findlinge» von Daniel Mezger (37) spielt er einen Alten, der an einem Herzinfarkt stirbt. «Da setzt man sich mit dem Tod auseinander», erklärt der frühere SRF-Dokfilmer. «Als ich Tage später schlimme Schmerzen in der Brust spürte, dachte ich: ‹Was ist da los? Trifft es jetzt mich?›»
Es fängt mit Bauchschmerzen an. Riniker glaubt, dass sie von einem Husten-Medikament stammen. «Ich fuhr trotzdem zu meiner Stieftochter nach Lausanne, um Weihnachten zu feiern», erzählt er. «Nachts um zwei bekam ich schlimme Bauchkrämpfe, die nicht mehr aufhörten.» Riniker macht kein Auge zu. Am Weihnachtstag nimmt er den Zug zurück nach Zürich. In der Nacht auf den Stephanstag werden die Schmerzen unerträglich. «Um halb sechs Uhr morgens rief ich die Ambulanz.»
In letzter Minute
Im Zürcher Triemlispital diagnostizieren die Ärzte einen Blinddarm-Durchbruch. Not-OP! «Stunden darauf wäre es wohl zu spät gewesen», sagt Riniker. Zuerst wollten die Chirurgen den Bauch öffnen, dann konnten sie Riniker durch eine endoskopische Behandlung retten. Der Bauchraum wurde gespült, was eine tödliche Infektion verhinderte. «Ich bin noch schwach, aber es geht Tag für Tag besser», sagt Riniker.
Es sind die schicksalshaften Verbindungen, die den Regisseur beschäftigen: die Geschichte mit dem Bühnentod. Aber auch, dass er letztes Jahr mit Jörg Schneider († 80)und Mathias Gnädinger († 74) zwei Freunde verloren hat. «Ich durfte noch ‹Usfahrt Oerlike› mit ihnen drehen. Es kam mir vor, als habe sich der Sensenmann gesagt: So, und jetzt hole ich mir den Dritten auch noch.»
Der Rutsch ins neue Jahr ist für Riniker trotzdem noch glimpflich abgelaufen: «Wir sind alle vergänglich», sinniert er. «Und ich bin froh, dass ich noch ein bisschen weiterleben darf.»