Diplomatin Heidi Tagliavini ist die Heldin von Minsk
Die Schweizer Putin-Versteherin

Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist seit Monaten mehr als nur angespannt. Bei Verhandlungen mit Russlands Präsident Putin gilt die Schweizerin Heidi Tagliavini als Schlüssel zum Erfolg.
Publiziert: 13.02.2015 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:49 Uhr
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OSZE-Diplomatin Heidi Tagliavini an den ersten Minsker Gesprächen 2014.
Foto: Keystone

Der in Minsk ausgehandelte 13-Punkte-Plan zum Waffenstillstand für die Ukraine wird vor allem der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem französichen Präsidenten François Hollande angerechnet. Dabei spielte eine Schweizerin bei den Verhandlungen ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Neben den beteiligten politischen Schwergewichten sass auch die 65-jährige Heidi Tagliavini am Gesprächstisch. Die Baslerin ist seit Juni 2014 Vermittlerin in der Ukraine für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Tag und Nacht an der Arbeit

Aussagen von Offiziellen zufolge ist der Erfolg der Gespräche ein grosses Verdienst Tagliavinis. Vor allem Kreml-Chef Wladimir Putin soll die Diplomatin in den Verhandlungen als vertrauenswürdige Partnerin angesehen haben, schreibt «Swissinfo.ch».

Tag und Nacht haben Tagliavini und ihr Team an den Details für den Waffenstillstand gearbeitet . Nur dank ihrem für alle Parteien akzeptablen Friedensplan soll es am Ende überhaupt zu einer Einigung gekommen sein. Ihr Erfolgsgeheimnis? «Ich denke, dass Frauen im emotionalen Erfassen von Personen und Situationen den Männern oft überlegen sind. Das kann in bestimmten Momenten sehr wichtig sein», sagte sie im November in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Tagliavini hat das Wohlwollen Russlands

Noch während die Verhandlungen in Minsk andauerten, hatte auch der russische Botschafter in Weissrussland, Alexander Surikov, die bedeutende Rolle der Schweizerin hervorgehoben. «Sie ist sehr klug und trägt dazu bei, dass die Friedensgepräche auf dem richtigen Pfad bleiben.»

Das Wohlwollen Russlands hat sich Heidi Tagliavini in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Rolle als Vermittlerin und Beobachterin bei Konflikten in Georgien und Tschetschenien und als Mitarbeiterin auf der Schweizer Botschaft in Moskau erarbeitet. Ihre Fähigkeit, zerstrittene Parteien selbst bei zunehmender Spannung am Gesprächstisch zu halten, hat Tagliavini unter Politikern in ganz Osteuropa bekannt gemacht.

«Ich musste mich öfters heftig zur Wehr setzen»

Eines ihrer Erfolgsrezepte gibt Tagliavini auf der Homepage des eidgenössischen Amts für auswärtige Angelegenheiten preis: «Ich spreche die Parteien in ihrer Sprache an. Sie schätzen es, wenn man sich bemüht, ihr Land, seine Kultur und Geschichte zu verstehen.» Nicht immer gelingt das jedoch ohne Reibungen: «Ich musste mich öfters heftig zur Wehr setzen. Frauen haben vielleicht mehr Geduld und Verständnis, müssen sich aber auch wehren können.»

Im Januar trat die Schweiz den OSZE-Vorsitz an Serbien ab. Tagliavini wird für die Organisation aber weiterhin die Rolle als Verhandlungsführerin behalten. Ein weiteres Zeichen des Vertrauens in die Arbeit der Schweizer Top-Diplomatin. (cat)

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