«Die Toten kommen»
Gruselige Aktion gegen das Flüchtlings-Drama

Namenlose Gräber am Wegrand, Särge mit Trauerkerzen auf den Wiesen: Unter dem Titel «Die Toten kommen» machen Aktivisten auf schaurige Art auf das Flüchtlings-Elend an den Grenzen Europas aufmerksam.
Publiziert: 21.06.2015 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:10 Uhr
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Das anonyme Grab im Berner Rosengarten
Foto: zvg

Auf der frisch aufgeschütteten Erde stehen zwei Grabkerzen, dazwischen liegt ein kleiner Strauss Rosen. Dahinter ragt ein Holzkreuz mit der Aufschrift: «Namenlos – Gestorben an den Grenzen Europas». Das traurige Mahnmal steht am Wegrand im Berner Rosengarten. Es ist Teil einer europaweiten Aktion.

Die Künstler-Gruppe «Zentrum für politische Schönheit» hatte dazu aufgerufen, heute ein grosses «Massenbegräbnis» zu veranstalten. Vor dem deutschen Reichstag in Berlin protestieren momentan Tausende Demonstranten gegen die Flüchtlings-Politik der EU. Auf einer Wiese haben sie bereits unzählige symbolische Gräber ausgehoben.

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Flüchtlingsleichen im Müllsäcken

Die Polizei hatte die angekündigte Aktion verboten. Aufgrund des grossen Andrangs griff sie aber lange Zeit nicht ein. Der «Tagesspiegel» zitiert einen Beamten: «Es ist so voll, dass wir keine Massnahmen durchführen können.» Später wurden die Teilnehmer aber über Lautsprecher aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Die Räumung verlief friedlich.

Die Künstler hatten bereits Anfangs der Woche für Aufsehen gesorgt, weil sie auf den Umgang Europas mit umgekommenen Flüchtlingen anprangerten. Dieser verstosse gegen «jede Form des Anstands», wie mehrere Stichproben zeigen würden. Erst im Mai seien 17 Leichen in Müllsäcke gepackt und in einer Kühlkammer im sizilianischen Augusta (I) übereinander geworfen worden.

Berner Aktivisten bleiben anonym

Auch die Aktivisten, die hinter dem Grab im Berner Rosengarten stehen, machen auf diese Tragödie aufmerksam. In einer mit «die Trauergemeinde» gezeichneten E-Mail schreiben sie: «Wir gedenken damit all jenen, die täglich an den Grenzen Europas ihr Leben lassen, die in anonymen Gräbern verscharrt werden, ohne dass ihr Name je die Öffentlichkeit erreicht.» (cat)

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