Die Legende vom Rekord-Monat
So heiss war der Juli wirklich

Der Juli 2015 war zwar heiss. An die Rekorde von 2003 kommt er aber nicht heran.
Publiziert: 02.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:36 Uhr
Quellen: MeteoNews AG, MeteoSchweiz, Bundesamt für Umwelt
Von Niklaus Wächter

Der Juli 2015 wird uns noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Er ist bis zu fünf Grad wärmer ausgefallen als im langjährigen Mittel.

An manchen Tagen herrschte ein Klima fast wie in der  Wüste. Am 7. Juli wurde es in Genf 39,7 Grad heiss – ein Wert, der den bisherigen Rekord von 38,9 Grad für die Alpennordseite übertraf.

Auch nachts kühlte es kaum ab: 22 Tropennächte mit Temperaturen von mehr als 20 Grad wurden beispielsweise in Locarno TI registriert. Die Einwohner von Sitten zählten 15 Hitzetage am Stück. Also Tage, an denen die Temperatur 30 Grad oder mehr betrug.

Dennoch: Unser Eindruck täuscht, dieser Juli habe sämt­liche Wetterrekorde hinter sich gelassen. Das höchste je in der Schweiz gemessene Temperatur-Monatsmittel stammt aus dem Jahr 2003. Gemessen wurde es in Grono GR mit 26 Grad. Zum Vergleich: In Lugano und Locarno-Monti wurde es in diesem Juli im Monatsschnitt 25,8 Grad warm. Auch der höchste je gemessene Maximalwert ist ein Rekord aus dem Jahr 2003: Gemessen ebenfalls in Grono mit 41,5 Grad.

Nur die wenigsten Wetter­re­korde schaffen es ins Langzeitgedächtnis der Menschen. Wer erinnert sich denn schon daran, dass der sonnenreichste Monat in der Schweiz der Juli 2007 war? Registriert in Güttingen TG am Bodensee.

Oder dass der 6. Januar 1985 der kälteste Tag in der Schweiz war? Gemessen in La Brévine NE, wo mit minus 42,5 Grad knapp zwei Jahre später die kälteste Temperatur aller Zeiten gemessen wurde.

Die SonntagsBlick-Tabelle mit den ab­soluten Schweizer Wetterrekorden erstaunt selbst Fachleute. Ihnen sind – wie vielen von uns – ganz an­dere Wetterereignisse in Erinnerung: die legendäre Seegfrörni 1962/1963, die schlimmen Hagelgewitter im Oktober 1973, die Hochwasserkatastrophen 1987 und im August 2005, der Jahrhundertföhnsturm Vi­vian im Februar 1990 und der Orkan Lothar im Dezember 1999, der Lawinenwinter 1998/1999 oder der Hitzesommer 2003. Doch nur gerade vom Hitzesommer 2003 sind einige absolute Rekordwerte übrig geblieben – doch die gehen heute gern vergessen.

Nicht so schnell vergessen dagegen werden viele von uns den spektakulären 7. Juni 2015: Da blitzte es in 30 Minuten über 4600 Mal – so oft wie niemals zuvor.

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