Die legale Alternative kann zur Einstiegsdroge mutieren
So gefährlich sind CBD-Joints

Legale Joints ohne THC boomen. Für Experten ist klar: Die legale Schwester des Drogenhanfs ist nicht frei von Nebenwirkungen.
Publiziert: 24.02.2017 um 10:12 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:23 Uhr
Vom Fach: Toni Berthel ist Präsident der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen.
Foto: zVg
Michael Sahli

Toni Berthel (63) ist Präsident der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen. Er sieht im CBD-Boom Chancen – aber auch einige Risiken. Für den Experten steckt politische Sprengkraft im Kraut: «Legal und illegal lassen sich nur noch im Labor unterscheiden. Dabei sind unsere Polizisten ja keine Chemiker. Damit wird eigentlich das ganze Cannabis-Thema neu lanciert.»

Das legale Kraut habe daher das Potenzial, die ganze Legalisierungs-Debatte umzukrempeln: Cannabis (mit oder ohne THC) müsse nun entkriminalisiert oder eben reguliert werden. «Die Rechtspraxis muss angepasst werden. Ansonsten gibt es ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Konsumenten und Strafverfolgungsbehörden.» 

Experte warnt vor Nebenwirkungen bei hohen CBD-Dosen

Enormen Regulierungsbedarf sieht Berthel aber auch beim legalen, THC-freien Hanf: «Dieses Produkt enthält CBD anstatt THC. CBD macht ein bisschen müde, entspannt die Muskeln. Die neuen Produkte enthalten aber viel höhere CBD-Dosen als normales, verbotenes Cannabis. Und über mögliche Nebenwirkungen bei hohen Dosierungen ist nichts bekannt. Darum braucht es eine Obergrenze für CBD.»

Für die Anbieter des legalen Hanfs steht aber fest, dass man eine gesündere Alternative zum illegalen Cannabis bietet. Unisono tönt es von den Produzenten: «Wir betreiben so eigentlich Prävention!»

In dieses Loblied mag Drogenexperte Berthel nicht einstimmen: «Zwar hatte ich Patienten, die von Drogenhanf langsam auf die legale Variante umgestiegen sind.» Aber: «Cannabis wird durch das legale Produkt auch sichtbarer in der Gesellschaft. Es darf offen verkauft und konsumiert werden. Für die Prävention kann das nicht positiv sein.»

Das Zeug zur Einstiegsdroge

Dazu kommt: CBD-Gras habe das Zeug zur Einstiegsdroge. Denn: «Einerseits lebt das Produkt natürlich vom Mythos Cannabis. Anderseits gebe es beim Kiffen auch immer rituelle Elemente: «Wer schon einen Joint dreht, der will vielleicht irgendwann auch die Wirkung spüren.» Generalisieren lasse sich das nicht: «Kann man sagen, dass Bier eine Einstiegsdroge für Wodka ist?» Für den Suchtexperten steht sowieso fest: «Grundsätzlich ist Rauchen ungesund, egal ob Hanf mit oder ohne THC.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?