Seit dem 3. Januar ist das Leben von Marion W.* (41) und Klaus K.* (40) nicht mehr das gleiche. Nachdem Marion W. ihre Schwangerschaft vor allen verheimlichte, ihr Baby am Ufer der Simme gebar und das neugeborene Mädchen anschliessend im Werkhof von Därstetten BE aussetzte, sass das deutsche Paar zweieinhalb Wochen in Untersuchungshaft. Kaum entlassen, meldete sich Klaus K. von der Einwohnergemeinde in Därstetten BE ab. BLICK-Recherchen zeigen: Seine Aufenthaltsbewilligung lief Ende Januar aus – doch ausreisen mochte er trotzdem nicht.
Im BLICK prahlte er Anfang Februar, dass er Schweizer werden wolle. Ja, dass der rote Pass sogar schon in Reichweite gewesen sei. Dabei hielt er sich zu dieser Zeit bereits illegal in der Schweiz auf.
«Über seine Aussagen im BLICK habe ich ziemlich gestaunt», sagt Thomas Knutti, Gemeindepräsident von Därstetten. Mit seinen Sätzen habe der Mann auch verraten, dass er noch hier weilt. Knutti hält zudem fest: «Er hat gar nie versucht, einen Schweizer Pass zu beantragen. Er wusste, dass er die Voraussetzungen niemals erfüllen würde, um eingebürgert zu werden.»
Nach Deutschland gebracht und mit Einreisesperre belegt
Offenbar lasen auch die Berner Polizei und das Migrationsamt aufmerksam den BLICK-Artikel: Vier Tage später wurde Klaus K. in seiner Wohnung abgeholt. «Fünf Polizisten sind gekommen und nahmen ihn mit», weiss eine Nachbarin. Aus Deutschland meldet sich Klaus K. bei BLICK. Er klagt und hadert: «Wir haben erst kürzlich das Besuchsrecht erhalten und jetzt wurde mir ein Einreiseverbot auferlegt. Die Schweiz verbietet mir den Kontakt zu meiner Tochter.»
Wie BLICK-Recherchen weiter zeigen, war Klaus K. zuerst in Ausschaffungshaft und erhielt (kaum auf deutschem Boden) das Einreiseverbot für drei Jahre ausgehändigt. Hintergrund: Er darf wegen in Deutschland begangener, früherer Straftaten nicht mehr in die Schweiz zurück. Für welche Vergehen Klaus K. zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, will er auf Anfrage nicht sagen.
Auch Kindsmutter Marion W. will das Simmental verlassen
Trotz aller Turbulenzen: Das deutsche Paar würde sein Baby gerne zurückhaben. Aber das Mädchen befindet sich derzeit in der Obhut der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde. In der Hoffnung, alles werde sich noch zum Guten wenden, kaufte sich das Paar bereits einen Kinderwagen, stellte diesen in Därstetten ins Treppenhaus. Nur seit Klaus K. von der Polizei abgeholt wurde, sind auch der Kinderwagen und die Kindsmutter Marion W. wie vom Erdboden verschluckt. Die Storen sind unten, die Post liegt unangetastet im Briefkasten. Die Wohnung scheint verlassen.
«Sowohl Klaus wie auch Marion sind bei mir in Deutschland», klärt Ingrid K.* (70) die Lage auf. Sie ist die Mutter von Klaus K. und damit die Grossmutter des kleinen Findelkinds: «Ich habe ein grosses Haus. Der Plan ist, dass Klaus und Marion das Mädchen hier bei mir in Deutschland aufziehen. Jetzt liegt es am Vormund, zu entscheiden.» Dass Marion W. das Simmental verlassen will, obwohl sie im Gegensatz zu ihrem Lebenspartner noch in der Schweiz bleiben dürfte, kann Ingrid K. nachvollziehen: «Ich würde auch dort wegwollen!»
Nachbarn sind froh, dass das Paar weg ist
Dass Marion W. Därstetten verlässt, hat sich in der Simmentaler Gemeinde längst rumgesprochen. Den Nachbarn kommt es «gerade recht», wie sie sagen. Ihr Urteil: «Mit diesem Paar hatte man nur Theater.»
Gemeindepräsident Thomas Knutti nüchtern: «Der Wegzug der Kindeseltern wäre für Därstetten eine finanzielle Entlastung – doch das Problem ist damit nicht gelöst, sondern wird nur an einen anderen Ort verlagert.»
*Namen geändert