Sandra Fust (48) aus Tobel TG hat offenbar längst, was Wissenschaftler weltweit fieberhaft suchen: ein Mittel gegen Corona. Für 39.90 Franken pro 100 Milliliter verkauft sie sogenannte Nosoden, die laut Auskunft ihrer Mitarbeiterin Covid-19-Patienten heilen sollen. Hergestellt wurde das Produkt mit Bioresonanz – einer Therapieform, die von Krankenkassen bei entsprechender Zusatzversicherung bezahlt wird.
Dabei ist Bioresonanz nichts, auf das man sich mit Blick auf das Coronavirus verlassen dürfte. Diverse Studien haben bereits gezeigt, dass diese Therapieform unbrauchbare Ergebnisse liefert. «Diagnostischer und therapeutischer Unsinn», urteilt die Fachkommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie.
Krankenkassen glauben an Bioresonanz
Obwohl die Bioresonanz-Therapie aus medizinischer Sicht hochumstritten ist, glauben Krankenkassen allerdings an ihre Wirksamkeit. Etwa die Swica, wie Mediensprecherin Silvia Schnidrig sagt. Rund zwei Prozent der gesamten Leistungen im Bereich alternative Therapiemethoden entfallen jährlich auf Bioresonanz-Sitzungen. Dasselbe teilt die Krankenkasse Assura mit. Genaue Beträge wollen sie jedoch nicht bekannt geben. Alle Kassen zusammen dürften in den letzten Jahren aber summiert Millionen von Franken für Bioresonanz ausgegeben haben. Pikant wird das mit Blick auf den Ursprung der Bioresonanz-Therapie, ist sie doch ein Produkt von Scientologen.
Ein Gerät vom Top-Scientologen
Das erste bioresonanzähnliche Gerät haben 1977 der deutsche Scientologe Franz Morell (†69) und sein Schwiegersohn Erich Rasche (†64) entwickelt. Dabei haben sie die Idee des «E-Meters» von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard (†75) aufgegriffen. Mit dem E-Meter werden Sektenmitglieder noch heute während den umstrittenen Auditings auf «Störungen» untersucht. Scientologe Hans Brüggemann (†90), der bei Morell und Rasche gearbeitet hat, entwickelte schliesslich das Bicom-Gerät, das heute in unzähligen Praxen von Therapeuten steht. Brüggemann war es auch, der 1987 den Namen Bioresonanz prägte.
Sein Bicom-Gerät wird von der Firma Regumed in Deutschland produziert und verkauft. Sie bezeichnet sich als Marktführer in dieser Branche.
Durch Sekte zur Firma gekommen
Auch in der Schweiz hat Brüggemanns Firma eine Niederlassung: die Regumed GmbH in Merlischachen SZ. Sie wurde von der damals hochrangigen Schweizer Scientologin Suzette Ackle (73) aufgebaut. Ein IT-Experte in der Firma, ein ehemaliges Scientology-Mitglied, räumt gegenüber BLICK ein, den Job durch seine damalige Sektenzugehörigkeit erhalten zu haben. Er sei aber unterdessen aus der Sekte ausgetreten und entschiedener Gegner von Scientology. Ebenso eine weitere Mitarbeiterin in Merlischachen.
2011 wurde – im Beisein von Hans Brüggemann und Suzette Ackle – die Schweizer Regumed an Max Geiser übergeben. Ackle ist aber nach wie vor an der Firma beteiligt. Die deutsche Regumed wurde an neue Besitzer verkauft.
Max Geiser distanziert sich indes deutlich von Scientology. «Bereits bei den ersten Gesprächen habe ich festgehalten, dass ich mich von Scientology klar distanziere. Die Begründer der Bioresonanz-Methode sind nun mal Scientologen gewesen. Privates und Geschäftliches wurden jedoch konsequent getrennt, und in all den Jahren hat Scientology nie Einfluss auf mich oder die Firma genommen», sagt er.
Scientologen auch bei Vitatec
Aber auch die Vitatec-Gruppe in Baar ZG verkauft Bioresonanz-Geräte. Und auch diese Firma ist von Scientologen gegründet worden. Der Entwickler der sogenannten Vitafeldtherapie-Geräte ist der deutsche Arzt Siegfried Kiontke. Bei Scientology ist er «Operierender Thetan» und somit in der Hierarchie der Sekte ganz oben. Er sitzt mit zwei weiteren Scientologen im Verwaltungsrat der Gruppe. Auch die zwei Geschäftsführer der Tochterfirmen Vitatec Products AG sowie Vitatec Medizintechnik AG sind Scientology-Mitglieder.
Vitatec-Verwaltungsratspräsident Bernhard Madörin (61), selber kein Scientologe, weist einen Zusammenhang zwischen der Firma Vitatec und der Sekte trotzdem weit von sich. Die Mitgliedschaft der genannten Personen in der Sekte bestätigt er zwar gegenüber BLICK, sagt aber: «Ich bin seit rund 20 Jahren im Verwaltungsrat, und es wurde noch nie über das Thema Religion und Glaube gesprochen. Das wäre unprofessionell und interessiert mich persönlich auch nicht.» Ein «Nexus von Glaube und Therapie» werde verneint. «Die Strategie des Unternehmens enthält keine Elemente über den Glauben», so Madörin.
Scientology will auch keinen Zusammenhang zwischen Bioresonanz und sich selber sehen. «Wir befürworten oder lehnen Bioresonanz nicht ab – hierzu haben wir keinen Standpunkt. Wenn es nun Scientologen gibt, die solche Geräte für diese Therapieform verkaufen, tun sie das im Privaten, und das steht in keinem Zusammenhang mit Scientology», sagt Sprecher Jürg Stettler zu BLICK.
«Noch technoider, noch magischer»
Georg O. Schmid (53) von der Sekteninformationsstelle Relinfo wundert sich dennoch nicht, dass viele Scientologen ihr Geld mit Bioresonanz verdienen. «Da die Bioresonanz-Therapie von einem Scientologen mitentwickelt wurde, stellt sie eine der wenigen alternativen Heilmethoden dar, die mit Scientology kompatibel sind.»
Scientologen werde zudem abgeraten, konkurrierende Lehren zu vertreten, weshalb sie einen Grossteil der esoterisch oder spirituell fundierten Therapien meiden sollten. «Es ist deshalb wenig erstaunlich, dass sich unter Anbietenden der Bioresonanz reichlich Hubbard-Jünger tummeln.» Die Theorie der Bioresonanz präsentiere sich als eine «Art Scientology hoch zwei: noch technoider, noch pseudowissenschaftlicher, noch magischer», so Schmid.
Die Nosoden bringen nichts
Nicht mehr wohl mit ihrem Bioresonanz-Angebot ist es der Anti-Corona-Verkäuferin Sandra Fust aus Tobel einen Tag nach der BLICK-Anfrage. Sie hätte gerne eine Präzisierung der Aussagen ihrer Mitarbeiterin. «Die Bioresonanz-Nosoden können nicht gegen das Coronavirus eingesetzt werden, auch mindern sie nicht das Risiko, am Virus zu erkranken. Ebenfalls kann nicht gesagt werden, dass bei Einnahme der Nosode der Krankheitsverlauf abgeschwächt, gemildert oder sonst wie positiv beeinflusst wird», stellt sie klar.
Verfechter der Bioresonanz sind überzeugt: Ihre Therapie bringt die Selbstheilungskräfte des Körpers in Gang. «Dabei werden die aus der Ordnung geratenen körpereigenen Schwingungen des Patienten im Gerät verändert und dazu ergänzende Therapiesignale verwendet», wie die Schweizerische Gesellschaft für Energie-Bioresonanz & Informationsmedizin Sebim schreibt. Die Kunst des Bioresonanz-Therapeuten bestehe darin, die ursächlichen Belastungen, die zur Krankheit geführt haben, herauszufinden. Zahlreiche mit Erfolg behandelte Patienten würden die Wirksamkeit von Bioresonanz belegen.
Das sieht eine Studie des deutschen Kinderarztes und Allergologen Walter Dorsch aus dem vergangenen Jahr anders. Sein Fazit: Die Bioresonanz-Therapie funktioniert nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Die Geräte diagnostizierten bei seiner Studie einerseits einem Fleischkäse Lebensmittelallergien, attestierten Leichen andererseits beste Gesundheit. Bei Menschen wiederum erkannten sie beim ersten Scan Allergien, die sie bei einem unmittelbar danach gemachten Scan nicht mehr erkannt hatten. Bioresonanz-Befürworter halten die Studie indes für nicht wissenschaftlich und kritisierten, dass die Geräte bei der Studie nicht sachgerecht angewendet wurden.
Verfechter der Bioresonanz sind überzeugt: Ihre Therapie bringt die Selbstheilungskräfte des Körpers in Gang. «Dabei werden die aus der Ordnung geratenen körpereigenen Schwingungen des Patienten im Gerät verändert und dazu ergänzende Therapiesignale verwendet», wie die Schweizerische Gesellschaft für Energie-Bioresonanz & Informationsmedizin Sebim schreibt. Die Kunst des Bioresonanz-Therapeuten bestehe darin, die ursächlichen Belastungen, die zur Krankheit geführt haben, herauszufinden. Zahlreiche mit Erfolg behandelte Patienten würden die Wirksamkeit von Bioresonanz belegen.
Das sieht eine Studie des deutschen Kinderarztes und Allergologen Walter Dorsch aus dem vergangenen Jahr anders. Sein Fazit: Die Bioresonanz-Therapie funktioniert nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Die Geräte diagnostizierten bei seiner Studie einerseits einem Fleischkäse Lebensmittelallergien, attestierten Leichen andererseits beste Gesundheit. Bei Menschen wiederum erkannten sie beim ersten Scan Allergien, die sie bei einem unmittelbar danach gemachten Scan nicht mehr erkannt hatten. Bioresonanz-Befürworter halten die Studie indes für nicht wissenschaftlich und kritisierten, dass die Geräte bei der Studie nicht sachgerecht angewendet wurden.