Deutschland
Kunstzeitschrift sieht Nan Goldin und Ruangrupa im Einfluss vorn

Auch nach den Diskussionen um die documenta fifteen in Kassel zählt das indonesische Kunstkollektiv Ruangrupa zu den einflussreichsten Gruppen in der Kunstwelt.
Publiziert: 21.11.2022 um 17:53 Uhr
ARCHIV - Das Künstler-Kollektiv Ruangrupa hat bei der documenta fifteen für Negativschlagzeilen gesorgt. Doch ebenso wie die Hochschule für bildende Künste Hamburg, die die beiden Mitglieder Iswanto Hartono (l) und Reza Afisina zu Gastprofessorgen gemacht hat, empfindet die Kunstzeitschrift «Monopol» den Einfluss der Gruppe ungeschlagen. Foto: Georg Wendt/dpa
Foto: GEORG WENDT

Die Kunstzeitschrift «Monopol» sieht Ruangrupa in ihrem am Montag veröffentlichten diesjährigen Ranking «Monopol Top 100» auf Platz zwei. Noch vor der Gruppe landete die US-amerikanische Fotografin Nan Goldin auf dem Spitzenplatz.

Ruangrupa war in diesem Jahr als kuratierendes Team für die künstlerische Gestaltung der documenta verantwortlich. Das Konzept der Gruppe umfasste Einladungen an andere Kollektive, die ihre häufig auf gemeinsamen Erfahrungen basierenden Projekte weitgehend eigenständig zu der Kunstschau mitbrachten.

Teils heftig umstritten war die Arbeit von Ruangrupa, weil einige der ausgestellten Arbeiten als antisemitisch interpretiert wurden. «Es gab wohl niemanden in diesem Jahr, der in der Diskussion präsenter war als das indonesische Kollektiv Ruangrupa», hiess es bei «Monopol». «Die Antisemitismus-Kontroverse, die um ihre Documenta Fifteen entbrannte, wird Deutschland noch lange beschäftigen - und sagt deutlich mehr über die hiesige Debattenlage als über die Ausstellung selbst.» In der internationalen Kunstwelt sei der Versuch, eine Grossausstellung komplett neu zu denken, von vielen als bahnbrechend empfunden worden.

Damit verbunden ist auch der achte Platz für Meron Mendel im Ranking. Der Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank sei in dem Streit «verlässlich die Stimme der Vernunft» geblieben, schrieb «Monopol».

Den Spitzenplatz sicherte sich mit Nan Goldin eine seit Jahrzehnten bekannte Künstlerin. «Nan Goldin hat mit ihrer intimen Fotografie Kunstgeschichte geschrieben - und das Museum als politischen Ort neu definiert», hiess es bei «Monopol». Goldin wurde zuletzt auch durch ihren Kampf gegen die US-amerikanische Familie Sackler bekannt, den Eigentümern eines Pharma-Unternehmens, das mit für die Opioid-Krise in den USA verantwortlich gemacht wird. Goldin selbst war zwischenzeitlich nach einem von der Firma vertriebenen Schmerzmittel süchtig. Ihre eigenen Erfahrungen und die umfassenden Proteste dokumentierte sie mit ihren Bildern. 2023 kommt eine Dokumentation über die Fotografin in die Kinos, «All the Beauty and the Bloodshed». Bei den Filmfestspielen in Venedig gewann das Werk von Laura Poitras den Goldenen Löwen.

Auf Platz drei landete der belgische Künstler Francis Alÿs, der den Pavillon seines Landes während der diesjährigen Biennale in Venedig in einen fröhlichen Ort mit Videos von Kinderspielen aus aller Welt verwandelte. Dahinter würdige «Monopol» mit dem vierten Platz für Cecilia Alemani die Kuratorin der zentralen Biennale-Ausstellung «The Milk of Dreams». Sie habe «mit Werken von Künstlerinnen aus mehreren Jahrhunderten die Kunstgeschichte sehr viel reicher und weiblicher gemacht», schrieb das Magazin.

Unter den Top-Platzierten finden sich zudem als Fünfte die US-Künstlerin Joan Jonas, unter anderem für ihre Ausstellung im Münchner Haus der Kunst, auf Platz sechs der Chef des New Yorker Metropolitan Museums, Max Hollein, sowie als Siebte die US-Amerikanerin Simone Leigh, die in Venedig nicht nur den US-Pavillon gestaltete, sondern auch den Goldenen Löwen für den besten Beitrag zur Hauptausstellung abräumte.

(SDA)

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