Der Psychiater und Psychotherapeut Frank K.* (55) nutzte das Vertrauen seiner Patienten schamlos aus. Anstatt sie zu therapieren, versprach er ihnen hohe Renditen im Edelsteinhandel oder mit Ananasplantagen in Afrika. So knüpfte er seinen Schützlingen laut Staatsanwaltschaft mehrere 100'000 Franken ab.
Ronny Meuwly aus Bern (†32) ging seit Jahren wegen seiner Depressionen zum deutschen Psychiater im Sensebezirk im Kanton Freiburg. Jetzt ist Ronny Meuwly tot. Vor einem Monat nahm sich der Sozialarbeiter das Leben – nachdem er Frank K. sein ganzes Vermögen gegeben und sich hoch verschuldet hatte. «Wir können es kaum fassen», sagt Ronnys Vater, Richard Meuwly (56). «Der Psychiater hat mir meinen Sohn genommen. Dabei sollte er ihm doch helfen!»
Erst nach dem Tod seines Sohnes findet Richard Meuwly nach und nach heraus, was sich zwischen Frank K. und Ronny abgespielt hat. Der Psychiater schwärmt Ronny Meuwly von seinen Projekten und Firmenideen in Afrika vor, für die er Geld braucht. Er nimmt ihn mit in die Ferien nach Senegal. Gegenüber Kollegen bezeichnet Ronny den Psychiater als seinen «besten Freund».
Ronny Meuwly zieht sich immer mehr von seiner Familie zurück, der Kontakt bricht ab. «Zuerst dachte ich, Ronnys Freundin sei schuld daran», sagt der Vater. Die Eltern ahnen nichts vom Abhängigkeitsverhältnis zum Psychiater. Bis zum Samstag, 18. Oktober, als der 32-Jährige von einer Staumauer 45 Meter tief in den Tod springt. Drei Tage zuvor hatte er seinen Arzt und Freund wegen Betrugs angezeigt.
Auf dem Tisch vor Richard Meuwly türmen sich nun Quittungen und Belege. Der Inhaber einer Carrosserie findet immer wieder neue Belege, die zeigen, wie sich sein Sohn für den Psychiater verschuldet hat. «Hier das Schreiben einer Bank, bei der Ronny einen Kredit aufgenommen hat. Insgesamt schuldete er dem Institut im Juli 172 987 Franken», sagt Meuwly. «Und hier hat er 25 000 Franken Darlehen für eine angebliche Firmengründung des Psychiaters aufgenommen.» Ronny Meuwly soll sogar die Miete von Frank K. bezahlt haben – wegen dessen angeblicher Geldprobleme.
Eine Quittung über 10 000 Franken stellte K. seinem Patienten auf einem Rezeptschein der Praxis aus. «Das Datum auf der Quittung ist Ronnys Geburtstag», sagt sein Vater traurig. «K. wusste, mit welchen Geschichten er meinen Sohn emotional beeinflussen konnte, und hat das ausgenutzt.»
Frank K. sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Nach Ronnys Anzeige klickten in der Praxis die Handschellen. 15 Patienten, die der Psychiater betrogen haben soll, haben sich bis jetzt bei der Polizei gemeldet.
«Nach der Anzeige wollte K. meinem Sohn die Schuld in die Schuhe schieben und hat ihn bei der Polizei schwer belastet», sagt der Vater. Das muss ihm den Boden unter den Füssen weggezogen haben.» Vater Richard ist überzeugt: «Der Psychiater hat meinen Sohn in den Tod getrieben.» Er will Gerechtigkeit. «Ich hoffe, dass K. ein lebenslanges Berufsverbot bekommt», sagt Meuwly. «Dafür werde ich kämpfen!»