Das Feuer frisst sich unbarmherzig durch den Regenwald im Amazonas. Mehrere Länder sind betroffen, auch Bolivien, wo die Brände schon fast 10'000 Quadratkilometer Regenwald sowie auch grosse Flächen der Savanne zerstört haben. Besonders betroffen ist die Region Chiquitania im Osten des Landes.
Mit vereinten Kräften versuchen der Thurgauer Urs Büchler (69) und seine bolivianische Partnerin Mónica Prado (57) die wilden Tiere vor dem tödlichen Flammenmeer zu retten. «Die Lage ist dramatisch, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so etwas Schlimmes gesehen» berichtet Mónica Prado aus der Region des Touristenorts Roboré, an der Grenze zu Brasilien.
Flammen, die alles zerstören
Die beiden führen ausserhalb der Millionenstadt Santa Cruz die Tierfreunde-Stiftung Amigos de la Fauna Silvestre (Afasi). Wegen der riesigen Brände, die durch die Dürre und den starken Nordwind immer von neuem entfacht werden, hat die Organisation vor wenigen Tagen 18 freiwillig arbeitende Tierärzte sowie Wasser, Futter und Medikamente an die Feuerfront gefahren.
Die Lage ist dramatisch. Mónica Prado berichtet BLICK: «Hier gibt es riesige Flammen, die alles zerstören. Wir finden auch immer wieder Tiere, die in den Flammen und im Rauch verendet sind.»
Schon der fünfte Brand
Es ist nicht das erste Mal, dass das Paar solch zerstörerisches Feuer erlebt. Urs Büchler: «Wir haben ausserhalb der Stadt ein Grundstück für Wildtiere, das in den vergangenen 14 Jahren fünf Mal gebrannt hat. Jedes Mal wurden rund 60 Prozent der Vegetation zerstört.»
Der Thurgauer hat selber zugesehen, wie es brannte. Büchler: «Ich weiss, was es heisst, wenn diese drei Meter hohe Feuerwalze kommt. Man ist völlig machtlos und kann nur davonrennen.»
Mit einfachen Schaufeln gegen das Feuer
Auch Heinz (66) und Martina Hildebrand (59) aus Chur, die 2005 nach Bolivien ausgewandert sind, haben das Feuer auf ihrer Rinder- und Agrotourismus-Farm südlich von Concepción erlebt. Nur mit Schaufeln bewaffnet, versuchten sie, das Feuer zu stoppen. «Wir errichteten zwei Meter breite Schneisen, damit das Feuer keine Nahrung mehr fand. Doch nur ein glühendes, fliegendes Blatt genügte, um den Brand auf der andern Seite zu entfachen und das Feuer weiterzutragen.»
Die Arbeit war äusserst streng. Alle paar Sekunden mussten sie die Schaufelarbeiten unterbrechen, um ausserhalb des Rauchs nach Luft zu schnappen. Erst nach drei Tagen war der Brand gelöscht, zurzeit begutachten die Hildebrands den Schaden.
Völlig am Ende
In Bolivien herrscht grosse Wut auf die Behörden. Büchler dazu: «Evo Morales hat die Lage völlig falsch eingeschätzt. Erst nach langem Zögern hat sich der linke Präsident überwinden können, von den von ihm so verhassten USA den Boeing-Supertanker anzufordern, der nun über die brennenden Wälder fliegt.»
Seine Partnerin ist entsetzt über das Chaos, das sie an der Front angetroffen hat. Es gebe keine Hilfe, keine Ambulanz, keine Organisation – einfach nichts. Und ihre Stimme überschlägt sich, als sie niedergeschlagen zu BLICK sagt: «Wir Helfer können nicht mehr. Wir sind sowohl emotional als auch körperlich am Ende unserer Kräfte.»