Der SVP-Kandidat spricht offen über Alkohol am Steuer und Trennung
Heinz Tännler: Ja, ich will in den Bundesrat!

Nach jahrelanger Abstinenz will die Zentralschweiz zurück in den Bundesrat. Mit dem Zuger SVP-Baudirektor Heinz Tännler steigt jetzt ein Kandidat ins Rennen. Hier legt er alle Karten auf den Tisch.
Publiziert: 20.11.2011 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:48 Uhr
Von Marcel Odermatt

Die Zentralschweiz hat einen Bundesratskandidaten. «Werde ich von der Kantonalpartei Zug und der Bundeshausfraktion nominiert, bin ich bereit, für den Bundesrat zu kandidieren», sagt der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler im Gespräch mit SonntagsBlick.

Und der SVP-Baudirektor legt auch gleich die Karten auf den Tisch. «Ich will von Anfang an transparent und offen sein.»

► Über seine Familienverhältnisse sagt der Vater von zwei Töchtern und einem Jungen – Annina (19), Seraina (17) und Andrin (13): «Ich bin im Moment zwar noch verheiratet, lebe aber getrennt und bin bald geschieden.» Seit längerem ist er mit der Kommunikationsfachfrau und Zürcher Ex-SVP-Kantonsrätin Cornelia Schaub (44) zusammen.

► Auch sein persönliches Sündenregister legt er offen: «Ich fuhr im letzten Jahr Auto mit zu vielen Promillen im Blut. Deshalb musste ich im letzten Sommer den Führerausweis für drei Monate abgeben.» Es sei das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sei. «Einen Fehler soll man nicht zweimal machen.»

► Und er spricht über sein einschneidendstes Erlebnis: «Ich habe vor zehn Jahren das Attentat im Zuger Parlament überlebt.» Mit den Folgen der Katastrophe, die 14 Politikern das Leben kostete, kämpft der 51-Jährige bis heute. Ein Splitter eines Sprengsatzes, den Fritz Leibacher im Ratssaal zündete, traf den Kantonsrat, der damals noch für die Freisinnigen politisierte, im linken Auge. Das hat die Sehkraft Tännlers für immer geschwächt. Auch Spezialbrillen brachten bis jetzt kaum Besserung.

Zentralschweiz wartet

Die Chancen, dass die Zuger SVP den früheren Fifa-Juristen und Einzelschiedsrichter im Eishockey- Verband am 29. November nominominiert, liegen bei fast 100 Prozent.

Heinz Tännler ist in seiner Partei unbestritten und machte bei den Regierungsratswahlen nach vier Jahren im Amt 2010 das zweitbeste Resultat.

Support bekommt er auch von Politikern über die Parteigrenzen hinaus. In einem gemeinsamen Aufruf schlagen die drei Zuger Schwergewichte – der zurückgetretene FDP-Ständerat Rolf Schweiger, CVP-Nationalrat Gerhard Pfister und der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller von der SP – Tännler als Kandidaten vor. Er sei kompetent und habe ein Gespür für internationale Bedürfnisse, schreiben sie im Brief, der am Freitag verschickt wurde.

Klar ist: Die Zentralschweiz fühlte sich in den letzten Jahren bei den Bundesratswahlen übergangen. Seit dem Rücktritt des Luzerner FDP-Finanzministers Kaspar Villiger vor acht Jahren steht die Region bei der Ausmarchung um die sieben Plätze aussen vor.

Dabei haben die sechs Kantone Luzern, Zug, Schwyz, Ob- und Nidwalden sowie Uri viel Gewicht. Mit 750 000 Einwohnern erwirtschafteten sie 2009 ein Bruttoinlandprodukt von 47,1 Milliarden Franken. Das entspricht knapp 9 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Dazu kommt: Die Zentralschweizer Kantone haben ihre Finanzen im Griff.

Gewicht hat die Zentralschweiz in den letzten Jahren in der SVP bekommen. Das zeigt das Beispiel des grössten Kantons, Luzern, exemplarisch: Innerhalb von zwanzig Jahren stieg der Wähleranteil der Rechtspartei bei den Kantonsratswahlen von 0 auf 22 Prozent.

Das sind gute Voraussetzungen für die Chancen einer Kandidatur Tännlers.

Die Frage ist, ob er sich in der SVP-Fraktion durchsetzen kann. Bis Ende November können die Kantonssektionen ihre Bewerbungen anmelden (siehe Kasten). Bereits am 1. Dezember entscheidet die SVP-Bundeshausfraktion, mit welchen Kandidaten sie ins Rennen steigen will.

Der von vielen gewünschte Top-Kandidat Peter Spuhler hat sich aus dem Spiel genommen. «Mein Entschluss bleibt bestehen. Ich kann in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten meine Mitarbeiter nicht im Stich lassen», sagte er diese Woche im BLICK.

Das Umfeld rund um SVP-Vizepräsident Christoph Blocher hofft auf Parteichef Toni Brunner. Sollte er am nächsten Sonntag die Ständeratswahl in St. Gallen gewinnen, stellt er für sie die erste Wahl dar. Als frisch gewählter Ständerat wäre er sicher auch bereit, sich auf einen schwierigen Kampf gegen das ultimative Feindbild der «Blocheristen», BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, einzulassen.

Die Aussichten Tännlers auf das SVP-Bundesrats-Ticket sind nicht schlecht. Sein Handicap ist sein bisher geringer Bekanntheitsgrad in Bundesbern.

Tännler hat jetzt eine Nomination vorgespurt: Mit seinem heutigen Outing wissen seine Partei und das Parlament, woran sie sind.

SVP-Kandidaten
Die SVP-Kantonalparteien haben bis zum 29. November Zeit, Kandidaturen einzureichen. Bisher hat die grösste Partei zwei Anwärter, die für die Volkspartei den zweiten Sitz holen wollen. Die Waadtländer SVP schickt am Donnerstag Nationalrat Guy Parmelin. Einige Tage zuvor hat sich der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann aufstellen lassen. Abgesagt haben dagegen Favorit und Unternehmer Peter Spuhler sowie Fraktionschef Caspar Baader.
Die SVP-Kantonalparteien haben bis zum 29. November Zeit, Kandidaturen einzureichen. Bisher hat die grösste Partei zwei Anwärter, die für die Volkspartei den zweiten Sitz holen wollen. Die Waadtländer SVP schickt am Donnerstag Nationalrat Guy Parmelin. Einige Tage zuvor hat sich der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann aufstellen lassen. Abgesagt haben dagegen Favorit und Unternehmer Peter Spuhler sowie Fraktionschef Caspar Baader.
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