Der neue Suchtstängel
E-Zigaretten in einem Atemzug erklärt

In den USA starben Menschen an mysteriösen Lungenerkrankungen – E-Zigaretten sind tatverdächtig. Nun wollen die USA Aromen für E-Zigaretten verbieten. SonntagsBlick klärt wichtige Fragen.
Publiziert: 14.09.2019 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2019 um 09:51 Uhr
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Besonders unter jungen Menschen sind E-Zigaretten beliebt.
Foto: Getty Images
Rachel Hämmerli

1. Warum werden die Aromen verboten?

Die US-Regierung beklagt einen erhöhten Konsum von E-Zigaretten auf Schulhöfen. Die darin enthaltenen Aromen von Minze oder Früchten würden die Kinder zum Rauchen animieren. Hintergrund sind die Todesfälle durch Lungen­erkrankungen in einem möglichen Zusammenhang mit E-Zigaretten.

2. Wie reagiert der Bund auf das Verbot?

Stefan Kunfermann, Mediensprecher des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: «Wir beobachten die Entwicklungen in den USA.» Da die Todesfälle noch ungeklärt sind, sieht der Bund kein Verbot vor. Sollten die E-Zigaretten gefährlich sein, würden sie auch in der Schweiz verboten.

3. Wie beurteilen Experten die Lage?

Daiana Stolz, leitende Pneumologin am Universitätsspital Basel, sagt: «Wie schädlich die E-Zigaretten sind, ist noch ungenügend erforscht. Aber sie bergen mit Sicherheit ein Risiko für Lungenerkrankungen.» Vor allem bei Jugendlichen, denn: «Die Lunge entwickelt sich bis zum 25. Lebensjahr. Wer davor mit Rauchen beginnt, erhöht das Risiko massiv, an Lungenkrebs zu erkranken.»

4. Was unterscheidet E-Zigaretten von normalen Zigaretten?

Früher rauchten Menschen einfach Zigaretten mit Tabak. 2018 feierten dann moderne Glimmstängel den Durchbruch; das Bundesgericht gestattete E-Zigaretten mit Nikotin. E-Zigaretten sind batteriebetrieben. Sie bestehen aus einem Verdampfer mit Heizspiralen und ­einer Kartusche für die Flüssigkeit, genannt Liquid (engl. für «flüssig). Die Liquids tun, was früher der Tabak tat: Sie spenden Nikotin. Indem man am Mundstück saugt, erhitzen die Heizspiralen die ­Liquids und es entsteht nikotinhaltiger Dampf, den man inhaliert.

5. Was ist in den Liquids enthalten?

Grundsätzlich enthalten Liquids vier Stoffe. Die Flüssigkeiten Glycerin und Propylenglykol, auch VG und PG genannt, bilden die Basis und sorgen für die Verbindung mit den beiden anderen Bestandteilen: Nikotin und Aromen. Das Verhältnis der Stoffe kann nach Wunsch gemixt werden. Wegen dieses Baukastensystems ist jedes Liquid eine Wundertüte – darin lassen sich auch Medikamente und illegale Drogen auflösen.

6. Sind THC-haltige Liquids in der Schweiz verbreitet?

Liquids mit dem Wirkstoff von Cannabis werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich: «Wir haben auch schon ille­gale THC-Liquids aus Amerika konfisziert. Die Polizei kann THC auch in E-Zigaretten nachweisen.»

7. Was sagen Befürworter von E-Zigaretten?

Eine Vielzahl von Nikotinabhängigen kam durch die E-Zigarette vom Glimmstängel los und fühlt sich seither viel gesünder. Ausserdem sind die E-Zigaretten preiswerter, nicht zuletzt weil sie von der Tabaksteuer ausgenommen sind.

8. Was sagen Kritiker von E-Zigaretten?

Claudia Künzli von der Lungenliga Schweiz kritisiert: «Die Hersteller preisen die E-Zigaretten als Lifestyle-Produkt und werben mit attraktiven Menschen für eine wohlriechende Alternative zum Rauchen. Das verlockt vor allem junge Menschen zum Konsum.»

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