Die verworrene Familiengeschichte nimmt 1966 ihren Anfang. Jörgensen kommt in Osnabrück (D) auf die Welt: «Meine Mutter, eine Deutsche, war mit einem deutschen Mann verheiratet. Aber sie hatte eine Affäre mit einem Nigerianer.»
Als sie schwanger wird, weiss die Mutter nicht, wer der Vater ihres Kindes ist. «Die Antwort bekam sie neun Monate später. Das Baby, also ich, war schwarz», so Jörgensen.
Um ihre Ehe zu retten, gibt sie das Kind zur Adoption frei. «Freunden und Bekannten wurde gesagt, ich sei eine Totgeburt gewesen», sagt Jörgensens.
Der kleine Andreas kommt in ein Heim. Dort kümmern sich Nonnen um ihn, bis ihn ein dänisches Ehepaar 1967 adoptiert. «Ich hatte ein gutes Leben bei ihnen», sagt Jörgensen.
Als seine leibliche Mutter schwer erkrankt, bekommt er 1988 vom Jugendamt ihren Namen und ihre Adresse in Deutschland. Der Däne besucht sie – und erfährt von ihr, wie sein leiblicher Vater heisst: Muritala Isiba aus Nigeria.
Andreas Jörgensen beginnt seine Suche: «Ich schrieb die deutsche Botschaft in Nigeria an, kontaktierte das Auswärtige Amt. Ich gab Suchanzeigen auf.» Schliesslich hat er Glück. Er findet den Vater in Nigeria: «Ich besuchte ihn 1993. Er lebte in der Hafenstadt Lagos mit zwei Frauen und hatte viele Häuser.»
Der Vater verrät ihm ein Geheimnis. Er habe noch ein Kind in Europa, in der Schweiz, und stehe indirekt in Kontakt mit seiner Tochter. Mehr sagt der Vater nicht. Er stirbt im Jahr 2000.
Jörgensen kontaktiert weitere Verwandte, besucht sie in Houston, im US-Bundesstaat Texas. Dort erfährt er mehr Details: «Mein Vater lebte nach Osnabrück in Österreich. Und in der Schweiz.» Dort lernt Muritala Isiba eine Frau kennen – und zeugt die Halbschwester von Jörgensen. «Ich glaube, sie wurde im Jahr 1968 geboren», sagt er.
Wo in der Schweiz sein Vater lebte und studierte, weiss Jörgensen nicht. «Es war in der deutschsprachigen Schweiz. In einer Grossstadt, wahrscheinlich Bern, Basel oder Zürich.»
Auch den Namen seiner Halbschwester oder deren Mutter kennt der Däne nicht. «Ich habe nur ein einziges Foto von ihnen», so Jörgensen. Umso mehr hofft er auf ein kleines Weihnachtswunder: «Schweizer Schwesterchen, wo bist du? Dich zu finden, wäre wirklich das schönste Geschenk für mich.»